Immer häufiger wird diskutiert, ob und wie oft Hunde geimpft werden sollen. Tatsache ist, dass Schutzimpfungen bei den Hunden zu den wichtigsten Maßnahmen zählen, um Infektionskrankheiten wie Parvovirose, Staupe, ansteckende Leberentzündung, Leptospirose und Tollwut vorzubeugen. Wichtig ist dabei, dass es nicht »den Impfplan für alle Hunde« gibt, sondern dass dies vielmehr ein individuelles Abwägen der konkreten Situation (Lebensbedingungen, Gesundheitszustand, Reisetätigkeit usw.) erfordert. Unumgänglich ist für reisende Hunde jedenfalls die Tollwutimpfung, die bei Grenzübertritten nachgewiesen werden muss.
Noch vor ca. 60 Jahren verstarben hunderttausende Hunde in Europa an Staupe, da es damals noch keine Impfung gegen diese lebensbedrohliche Infektionskrankheit gab. Dank der Impfprophylaxe haben inzwischen viele gefährliche Krankheiten für den Hund ihren Schrecken weitestgehend verloren. Jedoch zirkulieren bei uns nach wie vor Krankheitserreger wie das Staupevirus oder das Canine Parvovirus, die regelmäßig durch den Import von Hunden aus dem Ausland eingeschleppt werden. Und bei Campingreisen ins Ausland muss ebenfalls mit diesen Erregern gerechnet werden.
Impfen ja, Überimpfung aber vermeiden
Gegen welche Krankheiten sollte mein Hund geimpft sein? In welchen Intervallen müssen die Impfungen verabreicht werden und sind neben diesen zusätzliche Impfungen notwendig? Ein tierärztliches Informationsgespräch ist notwendig, um zu entscheiden, ob die Grundimmunisierung, z. B. gegen Staupe oder Hepatitis, ausreicht oder ob der Vierbeiner zusätzlich Wahlimpfungen, z. B. gegen Zwingerhusten oder gegen Leishmaniose, erhalten sollte. Letzteres ist v.a. bei Reisen nach Südeuropa wichtig.
Elisabeth Baszler von der Universitätsklinik für Kleintiere der Vetmeduni Vienna weist darauf hin, dass jede Impfung einer Risiko-Nutzen-Analyse durch den Tierarzt oder die Tierärztin bedarf. Und auch die Impfberatung der Kleintierklinik der Ludwig Maximilian Universität München betont, dass es wichtig sei zu impfen, wenn es nötig ist, aber eben auch nur dann! Denn die unterschiedlichen Lebens- und Haltungsbedingungen müssten in die Impfberatung einbezogen werden.
Als Faustregel gilt: Jeder Hund sollte gegen die wichtigsten Infektionskrankheiten geimpft werden (sog. »Core-Impfstoffe« – gegen die Erreger dieser Impfkomponenten sollte jeder Hund zu jeder Zeit geschützt sein). Gleichzeitig gilt es, Überimpfung zu vermeiden, um das Risiko für etwaige Nebenwirkungen (z. B. lokale Schwellungen an der Injektionsstelle) so gering wie möglich zu halten. Sonstige Impfungen (z. B. gegen Zwingerhusten) sollten nur bei entsprechendem Expositionsrisiko des Hundes verabreicht werden. Dasselbe gilt für »reisende« Hunde. Zudem ist es wichtig, den optimalen Zeitpunkt für die einzelnen Impfungen abzuklären.
Empfohlene Impfungen beim Hund
Für den Aufbau eines Impfschutzes sind vielfach mehrere Teilimpfungen notwendig. Erst mit der Impfung, die spätestens ein Jahr nach der Welpenimpfserie (siehe unten) verabreicht wird, ist die Grundimmunisierung abgeschlossen. Die wichtigsten Impfungen (»Core-Komponenten«) für den Hund sehen Sie im Überblick im Kasten rechts. Weitere Wahlimpfungen, sog. »None-Core-Komponenten«, richten sich neben dem individuellen Infektionsrisiko auch nach dem Alter und der Konstitution des Tieres. Zudem sind Haltungs- und Umweltbedingungen ausschlaggebend. Beispiele für Wahlimpfungen sind etwa der Zwingerhusten und die Leishmaniose.
Risiken auf Reisen
Gemeinsam mit der Tierärztin oder dem Tierarzt gilt es zu besprechen, ob ein entsprechendes Infektionsrisiko besteht und daher geimpft werden muss und in welchen Abständen die Auffrischungsimpfungen stattfinden sollten. Reisen Sie mit Ihrem Vierbeiner ins Ausland, ist – je nach Reiseziel – eine Impfung gegen Tollwut und mitunter eine Titerbestimmung zum Nachweis eines ausreichenden Schutzes gegen Tollwut zwingend. Weitere veterinärmedizinische Informationen über das Reisen mit dem Hund sind im Kasten links zusammengefasst.
Campingreisen mit dem Hund
Vor einer Reise mit dem eigenen Vierbeiner ins Ausland ist ein tierärztliches Gespräch unumgänglich. Nur so kann entschieden werden, welche Impfungen bzw. Vorsorgemaßnahmen – neben der Standardprophylaxe – erforderlich sind und worauf nach der Rückkehr ggf. zu achten ist.
- Tollwut: Für Reisen unumgänglich ist prinzipiell ein Impfschutz gegen Tollwut, einerseits wegen der Grenzkontrollen, andererseits wegen der Tollwutverbreitung in den Urlaubsländern.
- Leishmaniose-Gefahr: In vielen südlichen Regionen Europas kommen Sandmücken als Überträger von Erregern (bes. die einzelligen Parasiten Leishmanien) vor, weshalb v.a. der Mittelmeerraum als besonderes Risikogebiet für Hunde gilt. Die Leishmaniose ist eine sehr gefährliche, auch auf den Menschen übertragbare Erkrankung. Eine Übersicht ist auf folgendem Link downloadbar: http://www.leishvet.org/wp-content/uploads/2018/09/DE-Guidelines.pdf
- Leishmaniose-Impfung: Daher ist bei Hunden, die lange und häufig verreisen, eine Leishmaniose-Impfung sinnvoll. Mit der Grundimmunisierung muss mindestens 3 Monate vor der Abreise begonnen werden.
- Zecken- und Flohprophylaxe: Dies verhindert die Übertragung bestimmter Erreger.
- Kontakt zu Streunertieren am Urlaubsort verhindern.
- Leptospirose: Bei hundlichen Wasserratten ist ein Impfschutz gegen die Leptospirose zu empfehlen.
- Babesiose: Für besonders gefährdete Gebiete wird auch eine Babesiose-Impfung oder Prophylaxe (Imidocarb) empfohlen.
- Weitere Gefahren durch Zecken und Insekten: Ehrlichiose, Anaplasmose und Dirofilariose (Herzwurmerkrankung).
Leider kann man nicht alle reisebedingten Erkrankungen verhindern. Deshalb soll bei Auftreten von Symptomen, egal welcher Art, nach einem Auslandsaufenthalt möglichst rasch ein Tierarzt aufgesucht werden.
Impfmanagement im Welpenalter
Junge Hunde sind nach dem Ende der Säugung durch die Mutterhündin, von der sie durch die Muttermilch Antikörper erhalten haben, auf eine Immunisierung durch Schutzimpfungen angewiesen. Die Vorsorge und ein optimales Impfmanagement beginnen bereits im frühen Welpenalter. Zu beachten ist, dass ein voll ausgeprägter Impfschutz gegen manche Erreger mehrere Teilimpfungen erforderlich macht.
- 8. Lebenswoche: Impfung gegen Parvovirose, Staupe, Leptospirose, Hepatitis Contagiosa Canis.
- 12. Lebenswoche: Impfung gegen Parvovirose, Staupe, Leptospirose, Hepatitis Contagiosa Canis sowie gegen Tollwut.
- 16. Lebenswoche: Impfung gegen Parvovirose, Staupe, Hepatitis Contagiosa Canis.
- Zwischen der 26. und 52. Lebenswoche: Abschluss der Grundimmunisierung gegen Parvovirose, Staupe, Leptospirose, Hepatitis Contagiosa Canis. Ggf auch gegen Tollwut, je nach Herstellerangabe.
Da die Grundimmunisierung nicht unbegrenzt wirksam ist, muss der Schutz durch regelmäßige Wiederholungsimpfungen (»Boosterung«) aufgefrischt werden. Gegen Leptospirose ist eine Auffrischung mindestens einmal pro Jahr (bei Bedarf zweimal jährlich) notwendig. Gegen Parvovirose, Staupe und Hepatitis sollte alle drei Jahre nachgeimpft werden. 🐾
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