Heft 3/22, Premium, Unterwegs mit Hund

In Südtirol den Sommer verlängern

Urlaubs- und Wandertipps für den Urlaub mit Hund in Südtirol und den Dolomiten

Langer Sommer, milder Herbst – In den tieferen Lagen Südtirols dauert der Sommer oft ein Stück länger. Grund hierfür ist sicher die Lage der größten Provinz Italiens: Die Gebirgszüge schirmen das »Alto Adige«, wie Südtirol auf italiensch heißt, vor Kälte aus dem Norden und Regenmassen aus dem Mittelmeerraum relativ gut ab. So ist das Klima mild und die Sonne scheint hier öfters – und manchmal auch schöner als anderswo, wird behauptet. Also, Hund eingepackt und nichts wie los in den verlängerten Sommer!

In Deutschland ist oft schon vieles grau und eine Wanderung mit Hund in der nördlichsten Provinz Italiens kommt gerade gelegen. Die Temperaturen sind erträglich und die Wege durch Obst- und Weinbau sehr weitläufig und einsam. Kein Wunder: Handelt es sich in Südtirol um das größte geschlossene Apfelanbaugebiet der EU. Vor allem im Frühjahr ist es ein besonderer Genuss durch die blühenden Apfelplantagen zu laufen und den Duft von Frühling zu schnuppern. Neue Düfte und Eindrücke sammeln. Aber auch der Spätsommer hat seine Reize. Zum Beispiel das Törggelen – ein alter italienischer Brauch, der vor allem die Sinne und den Magen der Zweibeiner verwöhnt. Vor allem in der Nebensaison (außerhalb der Sommer-Schulferien) trifft man wenig Menschen und Hunde. Ein Freilauf der Hunde in der »Autonomen Provinz Bozen« – wie Südtirol amtlich heißt, ist grundsätzlich nicht erlaubt. Aber auch hier gilt, wer sich zu benehmen weiß und einen gut abrufbaren Hund hat, ist hier sicher herzlich willkommen.

Wir sind schon übern Brenner

… sang 1990 Udo Jürgens mit der Fußball Nationalmannschaft auf dem Weg zur Fußball WM nach Italien. Es brachte scheinbar Glück, denn wir wurden Weltmeister. Glück braucht man auch manchmal bei der Anreise. Denn der Brenner ist eine der bedeutendsten Transitrouten durch die Alpen und somit auch oft sehr frequentiert. Sie verbindet Deutschland, Österreich und Italien auf dem direkten Weg. Von München sind es keine 200 km bis nach Bozen und somit ins Herz Süd-
tirols und der Dolomiten.

Wer Zeit hat und teilweise etwas von den Mautgebühren sparen will, dem sei eine alternative Anfahrt über einen der Pässe empfohlen: Timmelsjoch, Jaufenpass, Penserjoch oder die Reschen Bundesstrasse. Auf den Passhöhen ist es oft möglich, eine kleine Wanderung – auf die dann nur noch kleinen Gipfel – in der Nähe zu unternehmen. Eine perfekte Pause für die Hunde bei der langen Autofahrt. Schneereste für die Hunde inklusive. Achtung: Öffnung der Pässe und Zulassung der Fahrzeuggröße vorab im Internet abfragen (gilt nicht für den Reschenpass).

Südtirol das ganze Jahr

Südtirol zählt zu den wohlhabendsten Gebieten Italiens und der Europäischen Union. Hierbei spielt mit Sicherheit der Tourismus eine herausragende Rolle, denn das Alto Adige ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Im Winter lockt es viele Skifahrer und Snowboarder in die zahlreichen Skigebiete. Vom Frühjahr bis in den Herbst zieht Südtirol wie magnetisch Wanderer und Mountainbiker an. Kein Wunder, denn die Landschaft und die markanten Berge der Dolomiten lassen einen nicht mehr los. In den Sommermonaten dominieren die Motorradfahrer auf den vielen Pässen der Dolomiten. Wandersaison ist in Südtirol in den tieferen Lagen von April bis Oktober. In den Dolomiten beschränkt sich die Wandersaison auf die wenigen Sommermonate, da in den höheren Lagen oft bis in den Hochsommer Schneereste zu finden sind.

Liebe geht durch den Magen

Südtirol ist bekannt für seine Küche und die freundlichen Gastgeber, die – wie über die Hälfte der Südtiroler – gut Deutsch sprechen. In den sogenannten Hof- oder Buschenschanken (Bäuerliche Schankbetriebe in Südtirol) bieten gastfreundliche Bauersleute ihren Wein und regionale Spezialitäten an. Hunde dürfen in der Regel überall mit rein und sind willkommen. Die Törggelenzeit beginnt im Oktober und geht bis zum Beginn der Adventszeit. Es werden die neuen Weine verkostet. Perfekt, um dies mit einem Wanderurlaub im Herbst mit Hund zu verbinden. Wer einmal zu der Zeit in Südtirol war, dürfte sich verliebt haben und kommt sicher wieder. Es gibt auch immer wieder Möglichkeiten in den unzähligen Keltereien Wein oder Schnaps zu probieren und zu kaufen.

Unternehmungs- & Wander Tipps:

Das Messner Mountain Museum (MMM)
Besser gesagt die Museen: Denn der weltberühmte Bergsteiger Reinhold Messner, der aus Villnöß stammt, hat insgesamt an sechs teilweise spektakulären Standorten Museen eingerichtet. Jedes für sich erzählt eine eigene Geschichte und die Ausstellungen haben unterschiedliche Themen. Öffnungszeiten und weitere Infos sind auf www.messner-mountain-museum.it zu finden. Leider dürfen Hunde nicht mit in die Museen, aber oft ist die Wanderung zu einem Museum der Weg. Man kann sich dann bei einem Museumsbesuch abwechseln oder oft passt auch ein nettes Kassenpersonal auf den Hund auf (wer das mag). An den meisten Museen ist auch ein Gasthof oder Café in der Nähe.

»Dolomites« bei Cortina d’Ampezzo auf dem Monte Rite. Der 360 Grad-Blick auf dem Gipfelplateau zählt zu einem der spektakulärsten der Dolomiten. Das alte Fort aus dem 1. Weltkrieg wurde aufwendig saniert und umgebaut.

»Corones« auf dem Gipfel des Kronplatzes. Ein beliebtes Skigebiet im Winter und eine tolle Wanderregion im Sommer. Unzählige Wege und Bergbahnen bringen Wanderer auf den markanten Gipfel des Kronplatzes. Das Museum ist das jüngste der MMM-Reihe und wurde in den Berg gebaut. Allein die imposanten großen Glasfronten sind ein tolles Fotomotiv mit den sich darin spiegelnden Gipfeln.

»Juval« Das alte Schloss Juval ist zugleich das Privatschloss von Reinhold Messner. Das Museum kann nur mit einer Führung besucht werden, da es doch sehr »Privat« ist. Da die Familie Messner hier selbst wohnt, ist das Schloss im Juli & August geschlossen. Als Wanderung empfiehlt sich sehr in Tschars am öffentlichen Parkplatz zu starten. Auf den Stabener Waalweg gelangt man nach knapp fünf Kilometern nach Juval. Die sogenannten »Waale« sind flache Gräben/Bäche, die einst angelegt wurden, um Äcker, Felder und Wiesen in trockenen Zeiten zu bewässern. Es gibt immer wieder tolle Aussichten auf den schönen alten Wegen ins Vinschgauer Tal. Ein toller Weg für warme Tage inkl. Abkühlung und fließend Wasser für die Hunde.

Weitere sehenswerte MMM sind in Sulden am Ortler, Ripa in Bruneck und Firmian auf Schloss Sigmundskron bei Bozen.

Fennberger See

Dieser See ist über eine fast nicht endende kleine Straße von Kurtatsch aus zu erreichen. Die Fahrt lohnt aber. Es ist eine Sackgasse und der kleine See liegt in einem Kessel. Zwei Gasthäuser bieten regionale Produkte an. Die Wiesen rund um den See laden zum Picknick ein mit Rücksicht auf die Natur und Tiere. Es ist ein Biotop und Hunde sollten sich zu benehmen wissen. Baden ist an dem Steg möglich.

Kalterer See und Montiggler Seen

Der Kalterer See liegt zwischen Tramin und unterhalb von Kaltern. Baden ist hier schwierig, sowohl für Menschen als auch für Hunde. Da die Ufer entweder Privatbesitz sind oder Schilfgebiet. Aber eine Umrundung ist möglich. In gemütlichen zwei Stunden ist der See zu umlaufen. An einigen Stellen allerdings an der Straße. Es gibt einige Einkehrmöglichkeiten. Etwas mehr Natur haben die Montiggler Seen zu bieten. Am besten zu erreichen mit dem Auto über Eppan nach Montiggl. Hier gibt es einen großen Parkplatz und einen neuen Stell- bzw. Campingplatz unterhalb. Von hier führen viele Wege um die beiden Seen. Auch hier kann es an schönen Tagen recht voll werden. Es gibt aber immer wieder Möglichkeiten, die Hunde ans und ins Wasser zu lassen. Ein idealer Ausflug für heiße Tage. Diverse Cafés und Restaurants laden zum Verweilen ein.

Rosszähne

Eine sehr schöne Wanderung befindet sich oberhalb vom Kalterer See auf die Leuchtenburg. Hier ist sehr wenig los und die Wege sind traumhaft. Es lohnt auf jeden Fall bis oben zu den Rosszähnen zu gehen. Im Aufstieg sollte man die sagenhaften Warmluftquellen suchen. Sie sind nicht einfach zu finden … hier strömt aus Felshöhlen das ganze Jahr über etwa 25 Grad warme Luft. Am Besten allerdings zu sehen, wenn es unter 20 Grad hat. Die Rosszähne sind ein geologisches Kuriosum. Die eiszeitlich geformten bizarren Felszacken erinnern an das Gebiss eines Riesen. Springfreudige Hunde sollten hier gesichert werden, da es teilweise senkrecht abfallendes Gelände ist. Der Abstieg erfolgt auf gleichem Weg oder als Rundkurs.

Auf alten Bahnwegen

Oberhalb von Auer liegt Montan. Hier wurde die alte Bahntrasse zu einem Fuß- und Radweg umgebaut. Mehr oder weniger flach schlängelt sich dieser Weg um das Trudener Horn bis nach Truden. Man startet in Montan am Parkplatz an der St. Bartholomäus-Straße und folgt der Straße am alten Bahnhofsgebäude entlang den Wegweisern »Bahnweg«. Nach etwa einer halben Stunde erreicht man nach der alten Brücke und der großen Kurve einen Wegweiser »Planitzer«. Diesem sollte man folgen. Nur wenige Minuten zum Buschenschank die sich lohnen. Sowohl fürs Auge als auch für den Gaumen. Liegestühle laden zum Verweilen ein. Die grüne Wiese lädt die Fellnasen auf ein Nickerchen ein. Wer allerdings noch nicht genug hat, kann auch die etwa 700 Hm weiterwandern zur »Cisloner Alm«. Auch hier lohnt sich eine Einkehr mit einem tollen Ausblick. Alternativ spaziert man auf dem Bahnweg, soweit man möchte und kehrt auf dem Rückweg im Buschenschank ein. Aber Achtung, auf dem Bahnweg gibt es im Verlauf einige Tunnel, die nur wenig beleuchtet sind. Man achte auf Gegenverkehr oder Radfahrer.

Bozen und Meran

Nicht nur bei schlechtem Wetter ist ein Besuch in Bozen (die Landeshauptstadt Südtirols) oder Meran zu empfehlen. Die Gassen mit den alten Häusern und vielen Cafés laden zum Flanieren oder Relaxen ein. Auch shoppen ist hier perfekt möglich. Auf den Märkten werden frische Waren und regionale Produkte angeboten. Schon mit dem italienischen Flair versehen ist hier alles ganz entspannt und somit auch mit einem Spaziergang mit Hund gut zu kombinieren. Denn neue Gerüche und die italienischen Hundebekanntschaften machen Laune.

Mit vier Pfoten auf zwei Rädern

In Südtirol gibt es teilweise auch gut ausgebaute Radwege. Vor allem zwischen Bozen und Trient sind diese fast ausschließlich flach. Wer einen Anhänger für den Hund hat, kann die Region um den Kalterer See sehr gut per Bike erkunden. Abseits des Radwegs gibt es unzählige Wege durch die Obstplantagen. Hier kann der Hund gut frei laufen, während er auf den Radwegen und Straßen besser im Anhänger fährt. Empfehlenswert sind hier die Wege zwischen Kalterer See und Kurtatsch.

Drei Zinnen

Die Drei Zinnen sind wahrscheinlich die bekannteste Felsformation der Dolomiten. Von Cortina d‘Ampezzo führt eine 16 km lange Straße über den Passo Tre Croci (1.805 m) nach Misurina mit dem gleichnamigen See. Hier gibt es zwei sehr einfach gehaltene Camping/Stellplätze. Auch eine Wanderung um den Misurina See lohnt. Von hier führt die acht Kilometer lange, gut ausgebaute Straße bis zum Parkplatz beim Rifugio Auronzo bis auf 2.320 m. Hier darf offiziell mit dem Wohnmobil übernachtet werden. Die grandiose Aussicht und den Sternenhimmel lassen sich die Betreiber entlohnen: 45 Euro mit dem Wohnmobil. Man kann aber auch sehr bequem mit dem öffentlichen Bus bis zum Rifugio fahren. Es verkehren regelmäßig Busse. Maulkorb nicht vergessen (in Italien in allen öffentlichen Verkehrsmitteln und Bergbahnen Pflicht).

Vom Rifgio Auronzo folge man der »Autobahn«. Je nach Wochentag und Frequentierung teilt man sich den breiten Weg mit unzähligen Touristen – teilweise in Flip-Flops. Daher ist dies mehr unter der Woche und außerhalb der Ferien oder Feiertage empfohlen! Eine Umrundung der Drei Zinnen ist in etwa drei Stunden ab hier möglich. Diese Wanderung ist mit geeigneter Ausrüstung gut zu machen. Man achte auf die Murmeltiere – die übrigens sehr oft in den Dolomiten zu hören und zu sehen sind! Die Drei Zinnen-Hütte trägt ihren Namen zu Recht – kann man von hier die Drei Zinnen in ihrer vollen Breitseite sehen. Ein sehr bekanntes Fotomotiv. In den Wänden der Zinnen sind immer wieder Kletterer zu beobachten. Im Bereich um die Drei Zinnen und dem Paternkofel verlief im 1. Weltkrieg die Front zwischen Italien und Österreich. An einigen Stellen ist hiervon noch einiges zu sehen.

Wanderung zur Latemar Hütte auf 2.670 Meter

Diese etwas anspruchsvollere Tageswanderung von Obereggen aus ist gut in den Sommermonaten zu machen. Je nach Winter säumen noch einige Altschneefelder den Weg. Ganz zur Freude der Vierbeiner, die sich bei den sommerlichen Temperaturen über eine Abkühlung freuen. Die ersten Höhenmeter können als Zubringer mit dem Sessellift »Oberholz« bewältigt werden (Hunde mitnehmen erlaubt, wenn diese gesichert sind). Auf dieser Tour sind es rund 700 Hm im Auf- und Abstieg. Eine gute Ausrüstung wie bspw. festes Schuhwerk und Verpflegung sind Voraussetzung. Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und vor allem Wasser für den Hund sind ebenfalls nötig. Ein kurzes Stück führt durch die Gamsstallscharte: Hier ist ein wenig Kletterei von Nöten. Für Hunde gut zu bewältigen und ein Highlight. Die Latemar-Hütte liegt spektakulär am Fels und die Aussicht ist es ebenso. Der Abstieg erfolgt direkt an der Hütte, da es sich bei der Wanderung um einen Rundkurs handelt. Der Weg endet wieder beim Sessellift, der einen ins Tal bringt. Dies ist auch empfehlenswert. Ticket unbedingt zu Beginn für Berg und Talfahrt kaufen, da eine Talfahrt sonst nicht möglich ist.

Lagazuoi

Im 1. Weltkrieg war der Lagazuoi ein schwer umkämpfter Berg. Er lag direkt an der Front zwischen Österreich und Italien. Der Berg gleicht heute einem Schweizer Käse, denn es wurden unzählige Stollen und Schächte in den Berg geschlagen um Vorräte zu transportieren und Schutz zu suchen. Auch in den Wintermonaten mussten hier Hunderte und Tausende Menschen ausharren – und leider auch sterben. Heute bringt die Lagazuoi Bergbahn die Halbschuhtouristen auf diesen geschichtsträchtigen Berg. Die Landschaft ist sehr karg und gleicht eher einer Mondlandschaft. Deswegen ist sie aber nicht weniger reizvoll. Im Winter ein anspruchsvolles Skigebiet mit einigen schwarzen Abfahrten. Diese kann man auch bewandern. Auf Grund der Steigung empfiehlt sich eher der Aufstieg vom Falzarego Pass aus und die Talfahrt mit der Bergbahn. Ein anspruchsvoller Aufstieg, der Zwei- und Vierbeiner prima auslastet. Man achte auf die vielen Murmeltiere!

Die Stollen in Gipfelnähe können auch durchwandert werden. Allerdings besser von oben nach unten. Dies ist mit Hund weniger geeignet, da sie in einen Klettersteig münden. Außerdem sind Helm und Klettersteig-Set das Mindeste für dieses Abenteuer. 🐾

Gut geschlafen ist der halbe Urlaub

Südtirol ist grundsätzlich ein sehr hundefreundliches Reisegebiet. Es gibt zahlreiche Camping -und Stellplätze, auf denen Hunde erlaubt sind. Leider ändert sich hier auch immer wieder etwas, sodass Plätze nun keine Hunde mehr dulden. Aber auf fast allen Campingplätzen sind Hunde erlaubt. Besser immer vorher anfragen und reservieren. Hier eine kleine Auswahl:

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