Heft 2/22, Ländertipp, Premium

Kroatiens Velebit – Zwischen Gipfelkreuz und Badestrand

Türkisfarbenes Meer auf der einen Seite, karstige Gebirgslandschaft auf der anderen. Dort, wo der Gebirgszug Velebit den Küstenverlauf über 145 Kilometer begleitet, lassen sich Badefreuden und Aktivurlaub auf das Wunderbarste verbinden. Hier ist Kroatien längst kein Geheimtipp mehr, doch wer abseits der Hauptrouten der Nationalparks das Hinterland erkundet, hat gute Chancen auf Einsamkeit.

Das Landschaftsbild des nördlichen Velebit ist mit den gerundeten Kuppen der spärlich bewachsenen Kalkfelsen das moderatere. Im Süden, um den Paklenica Nationalpark, ist das Gebirgsmassiv rauer. Beeindruckende Schluchten mit Steilwänden bieten ideales Terrain für Sportkletterer und Gipfel mit fantastischem Meerblick ziehen Bergwanderer aus aller Welt an. Nicht selten balanciert man dafür über scharfkantige Felsen und kommt sich vor, wie die Kletterer von nebenan.

Auch außerhalb der gut gekennzeichneten Wanderrouten der Nationalparks sind viele Pfade ganz frisch beschildert. So auch die Via Dinarica, ein kroatischer Fernwanderweg, der entlang der Küstenlinie durch das Velebit verläuft. Atemberaubende Meerblicke in äußerster Abgeschiedenheit, kaum Wasser und seltene Begegnungen mit der Zivilisation machen diese Etappenwanderung aus, die noch als Geheimtipp gelten kann.

Insgesamt überrascht die Infrastruktur in den Orten entlang dieses Küstenabschnitts. Keine großen Beherbergungsbetriebe verschandeln das Bild, doch sind heimelige Ortskerne mit urlaubstypischen kleinen Geschäften rar. Nur Campingplätze gibt es wie den sprichwörtlichen Sand am Meer. Häufig liegen diese direkt am Wasser mit Zugang zum eigenen Fels- oder Kiesstrand. Denn Sand ist in Kroatien ja bekanntlich Fehlanzeige.

Es scheint wahrlich das Urlaubsland der Wohnmobilisten zu sein. Obwohl wildes Übernachten verboten ist, wird es reichlich praktiziert. Es gibt ja auch so herrliche Logenplätze am oder hoch über dem Meer. Tage lassen sich damit gestalten, ein Stück die Küstenstraße entlang zu fahren, den Meerblick zu genießen und an einem verlockenden Platz eine Pause einzulegen. Oftmals führt ein Zugang zum Meer, manchmal spenden dort ein paar Pinien Schatten und dem Badevergnügen steht nichts mehr im Weg. Nach ein paar Stunden kann es weiter gehen. Durch die Nähe zum Gebirge und gut ausgebaute Straßen lassen sich Aktivität und Faulenzen sogar verbinden.

Eine weitere Abwechslung bietet ein Ausflug per Autofähre auf die Inseln Rab oder Pag. Kostengünstig und unkompliziert geht das mit dem Fahrrad. Überhaupt ist das Rad in Kroatien ein toller Begleiter. Ein überfüllter Parkplatz am Strand, ein verkehrsberuhigter Ortskern oder ein über Schotterpiste erreichbarer Badeplatz – auf zwei Rädern kein Problem. Wer regelrechte Radtouren ins Gebirge unternimmt, bewegt sich abseits der Massen und lernt auf staubigen Strecken diese karge, doch reizvolle Landschaft kennen und lieben. 🐾

Reise-Informationen

Beschriebene Küstenstrecke
Senj (Zengg) (GPS: 44.989813, 14.902962) bis
Starigrad-Paklenica (GPS: 44.288318, 15.453690)

Karte
KOMPASS Wanderkarte 2900 »Kroatien, Dalmatinische Küste« – Set aus 3 Karten, Maßstab 1:100.000. Eignet sich nur bedingt zum Wandern – ansonsten aber gute Übersicht. Badeplätze und Fährverbindungen sind eingezeichnet. Straßenart (Hauptstraßen / Nebenstrecken / Schotterpisten) ist gut zu erkennen. Die Touristinfos der Gegend haben kein brauchbares Kartenmaterial. Ein Besuch dort lohnt nicht.

Fährhäfen (Autofähre)
Nach Rab -> Stinica
Nach Pag -> Prizna

Nationalparks auf diesem Streckenabschnitt
Nationalpark nördlicher Velebit und Nationalpark Paklenica:
Gute Informationen auf www.croatia.hr
Eintrittspreise: zwischen 20 und 45 Kuna (Stand 2021)
Die Parkplätze der Nationalparks sind häufig sehr voll.
Kartenmaterial, Kletter- oder Wanderführer gibt es hier NICHT zu kaufen.

Hundehalter
Auf Wanderungen sollten Pfotenschutzschuhe und ein gutes Brustgeschirr dabei sein. Wasser für die gesamte Strecke und ggfs. zum Abkühlen des Hundes mitnehmen! Es gibt wenig streunende Hunde; in entlegenen Gegenden manchmal Schafherden.

Wanderer
Empfehlenswert sind ein Rucksack, insbesondere für die ausreichende Wasserversorgung, feste Schuhe mit Vibramsohlen, Sonnenschutz und eine physische oder digitale Landkarte.

Radfahrer
Großes Netz an Schotterpisten und verkehrsarmen Nebenstrecken. Beschilderung meist dürftig. Unbedingt Zuhause recherchieren! Ausreichend Wasser mitnehmen! Im Paklenica Nationalpark sind Fahrräder ab dem Parkeingang verboten.

Übernachten
Das »wilde« Übernachten im Auto/Wohnmobil ist in Kroatien NICHT erlaubt obwohl entsprechende Verbotsschilder kaum zu sehen sind. Campingplätze gibt es für jeden Geschmack und Geldbeutel. Besonders in Starigrad-Paklenica kommen etliche Privatunterkünfte hinzu. Manche bieten zusätzlich Stellplätze für Camper. Hotels sind selten.

Infrastruktur
Auf diesem Streckenabschnitt ist Starigrad-Paklenica der größte Ort. Hier gibt es ein paar kleinere Supermärkte, keine Fachgeschäfte wie Buchläden, Modeboutiquen oder Elektrohandel. Weitere einfache Lebensmittelläden in Senj und Karlobag.

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