Obwohl die bergige Mittelmeerinsel zu Frankreich zählt, versprüht sie eher italienisches Flair. Laut darf man das aber nicht sagen, denn die Korsen sind ein stolzes Volk und wären am liebsten komplett unabhängig. Das CamperDogs-Team war schon mehrfach auf Korsika und gibt nun die besten Reisetipps preis.
Zuallererst gilt es, die – je nachdem, wo man wohnt, – Hunderte Kilometer nach Livorno herunterzuspulen, von wo aus ich immer die Fähre nach Korsika benutze. Oder man macht einen Zwischenstopp, z. B. bei Venedig (siehe Platztipp auf Seite 62). Ich benutze immer ausschließlich die Sardinia Ferries, weil man dort am hundefreundlichsten ist. Obwohl Maulkorbpflicht gilt, sagt keiner etwas, wenn man die paar Meter vom Auto zur Kabine ohne Mauli geht. Den Hundehaltern sind zwar eigene – nicht besonders gepflegte – Kabinen vorbehalten, aber immerhin dürfen Hunde in die Kabine, was bei anderen Fähren oft nicht gestattet ist. Moby hatte viele Jahre Hundeverbot in den Kabinen und die Hunde mussten in Käfigen an Deck untergebracht werden. Offenbar hat Moby mittlerweile bemerkt, wie wichtig es den Reisenden ist, ihre Hunde mit in die Kabine nehmen zu dürfen. Seit ein paar Jahren bietet Moby daher auch Kabinen für Reisende mit Hund an.
Nach ein paar Stunden Meer ist Bastia in Sicht und mich überkommt sofort das typische »Insel-Feeling«. Auf einer Insel hat man einfach ein anderes Urlaubsgefühl als auf dem Festland. Die Inselwelt Korsikas mit außergewöhnlicher Flora und Fauna eröffnet sich uns und mit Macchia-Duft in der Nase fahren wir mit dem kleinen Wohnwagen hinten dran in Richtung Westküste. Wir waren mit einem kompakten Eriba Touring unterwegs, der sich natürlich perfekt für kleine Straßen eignet. Die Serpentinen hinauf – und schon nach kurzer Zeit ist die recht schmale Insel einmal durchquert. Wir landen im Küstenörtchen Saint-Florent und stellen uns auf den Campingplatz »U Pezzo«. Natürlich lassen wir am Weg dorthin nicht die Desert des Agriates aus, ein wüstenähnliches Naturschutzgebiet. Fast nur mit einem Allradfahrzeug erreichbar, doch mit einem solchen sind wir unterwegs. Der Caravan kann dorthin allerdings nicht mit.
Traumstrände
In der Desert des Agriates liegt einer der schönsten und abgelegensten Strände Korsikas, der Strand von Saleccia. Es gibt dort allerdings keine Infrastruktur, also weder eine Toilette noch Trinkwasser. Man sollte daher alles mitbringen, wenn man mehrere Stunden hier verbringen will. Es gibt eine kleine Strandbar mit Snacks, die aber nicht immer geöffnet hat. Apropos »nur mit Allrad erreichbar« – wir haben dort auch ganz normale PKWs angetroffen. Mit ausreichender Bodenfreiheit und guter Bereifung sollte man es auch ohne Allrad schaffen. bei Regen und rutschigem Weg aber eher nicht. Man kann den Strand von Saleccia mit dem Boot übrigens auch vom Hafen von Saint-Florent aus erreichen, ebenso wie den kleineren Strand von Lotu.
Nach ein paar Tagen geht’s die Westküste entlang, weiter hinunter Richtung Calvi, übrigens ein sehenswerter Ort dank der »La Citadelle de Calvi«. Es ist ein sehr touristisch geprägter Ort, die Zitadelle jedoch ist in jedem Fall einen Zwischenstopp wert.
Zwischen Calvi und Galéria kundschaften wir einen sehr abgelegenen Campingplatz namens Morsetta aus. Dort wollen wir ein paar Tage bleiben. Direkt am Meer, unter großen Pinien lassen wir uns nieder, mein Hund legt sich gemütlich vor den Caravan. Es dauert aber nicht lange, da werden wir von den Hunden französischer Dauercamper, die sich dort als »Herren des Campingplatzes« verstehen, belästigt. Nicht zu glauben, dass man selbst an diesem abgelegenen Ort ein französisches »der tut nichts« zu hören bekommt. Dieser Campingplatz musste mittlerweile leider dauerhaft schließen, weil er im Überschwemmungsgebiet einer brüchigen Staumauer liegt.
Es geht weiter Richtung Ajaccio, der Hauptstadt Korsikas mit rund 70.000 Einwohnern. Wer auf pulsierendes Nachtleben aus ist, kann hier ein paar Tage verbringen. Napoleon Bonaparte wurde übrigens in Ajaccio geboren. Der ehemalige Stammsitz der Familie, das Maison Bonaparte, stellt heute als Museum Familienerbstücke aus.
TIPP: Es lohnt sich auf jeden Fall auch, einen Abstecher zur Schildkrötenfarm »A Cupulatta« zu machen. So viele verschiedene – und sehr gut gehaltene – Schildkröten an einem Ort habe ich noch nie zuvor gesehen. Es gibt einen großen Parkplatz davor, wo man sicher auch eine Nacht mit dem Womo stehen darf, wenn man die Farm besucht. Einfach freundlich fragen.
Filitosa ist ein kleines Dorf im Gemeindegebiet von Sollacaro und liegt etwa 20 km nördlich des Küstenortes Propriano im Taravo-Tal. Filitosa gilt als Juwel der Megalithkunst der Insel und wird von Wissenschaftlern als eine der mysteriösesten Kulturstätten des Mittelmeers sowie als eine der schönsten prähistorischen Kunstsammlungen in Europa angesehen. Große Granitfragmente wurden um 1.200 v. Chr. zu Statuen-Menhiren umgearbeitet. Diese Steinmänner geben immer noch Anlass zu vielen Interpretationen. Am idealsten anzusehen sind die Statuen-Menhire um die Mittagszeit, weil hier die Schatten auf ihnen am ausdrucksstärksten sind. Ganz in der Nähe (ca. 12 km) von Filitosa befindet sich der Camping »Chez Antoine«. Ein sehr sympathischer Platz am Meer, mit kleinem Restaurant dabei. Die sehr steile Zufahrt ist für große Wohnwägen eher nicht empfehlenswert. Von hier aus kann man einen schönen Rad-Ausflug nach Filitosa machen.
Nach einem Kurzaufenthalt im beschaulichen Propriano lassen wir die Westküste bald hinter uns und fahren zur Ostküste, der ein Ruf von karibischen Stränden vorauseilt. An Porto Vecchio vorbei geht’s zielstrebig nach Sari-Solenzara, wo es ein paar schöne Campingplätze gibt. Der Ort ist nach dem dort ins Meer mündenden Fluss benannt. Es ist ein schöner Platz, an dem man auch gut und gern eine Woche verbringen kann. Wir steuern den sehr einfachen Campingplatz »Les Eukalyptus« an, der in kaum einem Führer zu finden ist. Man steht, wenn man dies möchte, direkt am Sandstrand. Der Platz bietet aber wenig Schatten und liegt direkt neben der Hauptstraße. Das klingt erstmal nicht gut, aber der Strand ist phänomenal und es kommt ein richtiges Südseefeeling auf. Die Webseite war zu Redaktionsschluss offline, daher erkundigen Sie sich vor dem Urlaub sicherheitshalber, ob er geöffnet hat. Durch die Coronakrise ist es bei einigen Plätzen unsicher, ob sie vorübergehend geschlossen haben, oder für immer. Es gibt in Sari-Solenzara aber einen weiteren, ebenfalls sehr netten Campingplatz, und zwar fast direkt im Ort. Er heißt »Cote des Nacres« und ist parallel zum Strand angelegt. Er bietet ein einfaches Restaurant mit phantastischer Aussicht und viel Charme. Auch der mondäne Ort ist in wenigen Minuten zu Fuß, noch besser mit dem Fahrrad, erreichbar.
TIPP: Am südlichen Ende des Campingplatzes mündet der Fluss Solenzara ins Meer. Man kann die Mündung über den Strand erreichen. Im Mündungsbereich treffen Süß- und Salzwasser – und je nach Jahreszeit – auch verschiedene Wassertemperaturen aufeinander. Hier zu baden ist ein besonderes Erlebnis. Für mich hat dieser Platz (die Flussmündung) eine ganz besondere Atmosphäre.
Sari-Solenzara bietet sich ideal als Ausgangspunkt für Wanderungen oder Badeausflüge an der Solenzara an. Auf keinen Fall versäumen darf man, in den Gumpen der Solenzara zu baden. Das sind kleine aufgestaute Mini-Seen im Fluss. Hier empfiehlt es sich, an einem warmen Tag bis spätestens 10 Uhr sein Plätzchen aufzusuchen, weil sonst sowohl Parkplätze am Straßenrand als auch die netten kleinen »Privatstrände« am Fluss belegt sind.
Für Naturliebhaber und Puristen bietet sich an der Solenzara stromaufwärts der Campingplatz »U Rosumarinu« an. Dort gibt es zwar keinen Strom, aber er ist dafür direkt am Fluss mit herrlichen Badegumpen gelegen. Achtung: Listenhunde sind auf diesem Platz verboten. Das Restaurant bietet einen tollen Ausblick auf den Fluss und steht auch Touristen zur Verfügung. Es bietet sich daher auch als Zwischenstopp für eine Mahlzeit an. Im Juli und August ist dieser Platz insgesamt sehr voll und eng. Für größere Wohnwägen nicht empfehlenswert. In dieser Gegend ist es auch landeinwärts sehr idyllisch, saftige und urige Wälder mit freundlichen Wildschweinbegegnungen, einsamen Dörfern und klaren Bächen. Ein solch kleines Idyll ist der winzige Ort Chisa, den man am Fluss Travo entlang erreicht. Im etwas unbekannteren Travo gibt es übrigens auch herrliche Bademöglichkeiten.
Col de Bavella
Der Gebirgspass Col de Bavella ist über die D 268 von Sari-Solenzara nach Zonza und weiter nach Sartène erreichbar. Die Passstraße ist eine der landschaftlich schönsten Routen auf der Insel, und daher auch ein Radfahrer-Paradies, ausreichend Kondition vorausgesetzt. Auf dem Col de Bavella gibt es einen großen Parkplatz, von wo aus man schön wandern kann. Übernachten im Campingfahrzeug ist aber nicht erlaubt, worauf Verbotsschilder extra hinweisen. Nachdem die Ostküste maximal ausgekostet wurde, geht’s langsam wieder zurück in Richtung Bastia. Noch eine Übernachtung bei Bastia, dann wieder auf die Fähre und ab Richtung Festland.
Übernachtungsplatz
Wer bei Bastia noch eine Nacht verbringen will, weil die Fähre z. B. am nächsten Morgen fährt, für den habe ich noch einen feinen Stellplatztipp: Das Camping »Les Sables Rouges« liegt rund zwei Kilometer südlich vom Hafen Bastia. Eigentlich ist es mehr ein einfacher Stellplatz (ohne Schatten), aber direkt am Strand gelegen. Der Platz ist auch nicht gerade sehr leise, aber er ist ideal für einen Bastia-Besuch oder eine Übernachtung vor der Heimfahrt.
Fazit
Ich würde Korsika jederzeit wieder bereisen, auch mit Hund. Bis auf ein paar rassebedingte Einschränkungen gibt es keine Probleme. Auch am Strand hat sich nie jemand beschwert, allerdings reisen wir auch immer in der Nebensaison. Ich kann Korsika jedem empfehlen, der sich abseits von High-Life in wunderschöner Natur erholen und die feine französische Küche in gediegenem Ambiente genießen will. 🐾
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