Heft 3/22, Premium, Reisen

Campen auf der Müritz

Mal keine Lust, ewig weit in den Urlaub zu fahren? Mal was ganz Neues ausprobieren? Ein Hausbooturlaub auf der Müritz! Camping auf dem Wasser. Und das Ganze mit Hund. Was sonst? Anja Niekerken hat es samt Mann und Hunden ausprobiert.

Im letzten Herbst haben mein Mann und ich überlegt, wo wir denn in diesem Jahr unsere Urlaube verbringen könnten. Die letzte dreiwöchige Tour nach Le Gurp in Frankreich steckte uns noch in den Knochen und wir hatten gerade wenig Lust auf einen langen Trip. Da einer meiner liebsten Zeitvertreibe die Beschäftigung mit unseren nächsten Urlaubszielen ist, war ich irgendwann ziemlich frustriert. Ich fand einfach kein gutes Ziel, in das ich mich via Googlemaps hätte hinein träumen können. Kroatien war angedacht, doch der Funke wollte nicht so recht überspringen.

Aber ich hatte Glück und eine Idee sprang mich in Form eines unsäglichen Influencers auf Instagram an. Wir alle kennen diese Influencer*innen, die ziemlich dämlich daher kommen, aber wir folgen ein paar von ihnen trotzdem. Einfach nur um zu sehen, was sie jetzt wieder für dummes Zeug in die Gegend posaunen. Da ich keine Klatschpresse lese, ist das vermutlich der Ausgleich. Jedenfalls schaute ich mal wieder eine Story von einem meiner Lieblingsidioten, die er von einem gemieteten Hausboot auf der Müritz aus machte. Natürlich regte ich mich wieder liebevoll über den Schwachsinn auf, den er da verzapfte und da fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: Ein Hausbooturlaub auf der Müritz! Camping auf dem Wasser: Das wärs doch!

Ich hatte irgendwo gelesen, dass man auf der Müritz und den angrenzenden Gewässern keinen Bootsführerschein braucht. Man macht einen Charterschein und darf dann mit Einschränkungen dort rumschippern. Meine Recherchen über Tante Google bestätigen das. Hausboote und Motorjachten bis 15 Meter Länge dürfen aufgrund der Charterscheinregelung auf der gesamten Müritz und den angebundenen Seen auch ohne Bootsführerschein gefahren werden.

Ein Charterschein gilt für einen Törn und unter folgenden Bedingungen:

  • Ausführliche theoretische und praktische Einweisung (mindestens drei Stunden)
  • Boote bis maximal 15 m Länge
  • Maximal 12 Personen an Bord
  • Höchstgeschwindigkeit 12 km/h
  • Fahrverbot ab Windstärke 4
  • Alle Personen müssen während der Fahrt Rettungswesten tragen
  • Fahren nur bei Tag
  • Bei Dunkelheit im Hafen anlegen

So genau hatte ich mir das nicht durchgelesen, aber es ging ja erst mal nur darum, dass wir so eine Tour machen konnten. Das nächste Hindernis: Unsere beiden Hunde Elvis und Arruh. Nicht alle Bootsverleiher rund um die Müritz erlauben Hunde auf ihren Booten. Ich hatte aber Glück und fand einen, der es ausdrücklich erlaubte. Darauf ist unbedingt zu achten, denn sonst steht man am Ende dumm da. Im Zweifel einfach anrufen. Anrufen ist sowieso eine gute Idee, wenn man eine Motorjacht mietet, so wie wir. Denn einige Motorjachten sind nur über Leitern oder über die Seite zu betreten, was für Hunde unmöglich ist. Also muss man sie ständig rein und raus heben. Mit großen Hunden und Rücken eine echte Herausforderung. Mal ganz abgesehen davon, dass das Ganze eine sehr kippelige Angelegenheit sein kann. Unser Boot hatte hinten einen flachen Einstieg, sodass unsere Hunde locker rein und raus hüpfen konnten. Wir mussten die Hunde nur abends nach unten in die Kabine heben. Sie waren zwar der Meinung, auch selbst runter springen zu können, waren dann aber doch verunsichert, weil sie auf dem glatten Kabinenboden nach der Landung den einen oder anderen Salto gedreht haben.

Darüber hinaus ist die Größe des Bootes maßgeblich. Wir haben mit zwei großen Hunden ein 10 Meter Boot für vier Personen gemietet und waren vom Platzangebot begeistert. Unser VW T3 Bulli hat wesentlich weniger Platz zu bieten. Aber, und das ist wichtig, auf dem Wasser kommt man ja nicht vom Boot runter. Im Bulli machst du die Tür auf und bist draußen. Auf dem Wasser geht das so nicht. Klar, wenn man anlegt, kann man von Bord gehen, aber man ist eben doch sehr viel an Bord. Beispielsweise setzt man sich ja nicht mit seinen Campingstühlen auf den Steg.

Damit sind wir beim nächsten Tipp: Mietet Euch ein Boot mit einem schönen Deckbereich. Unser Boot hatte hinten einen großen Deckbereich von dem aus das Boot auch zu fahren war. Der Clou: Es hatte hier einen zusätzlichen Zwei-Flammen Gasherd. Das war ziemlich cool, denn so konnten wir an Deck unseren Kaffee kochen und genießen. Außerdem waren wir – bis auf abends, da war es im Mai noch recht kühl – die ganze Zeit an Deck.

Bei einem Hausboot oder einem Wassercamper hat man diese Probleme in der Regel nicht. Diese haben große Außenbereiche oder Dachterrassen (Achtung: Hundehebeproblem …). Dafür sind sie sehr unangenehm zu fahren. Sie fahren sich wie eine Bahnschwelle. So hat es zumindest unser Charterscheinlehrer ausgedrückt. Das konnten wir auch mehrfach in den Häfen beobachten. Sobald ein wenig Wind aufkam, drückte der Wind diese Boote dahin, wo er wollte. Das ist bei einer Jacht auch der Fall, aber der Motor kommt gut dagegen an. Man muss halt nur etwas mehr Gas geben. Bei manchen Hausbooten sind der Motor und/oder die Bootsführer*innen damit aber überfordert. Das konnten wir von der Beobachtung her nicht genau ausmachen.

Unsere Hunde Elvis und Arruh fanden die Tour am Anfang megaspannend. Für den Malinois und die X-Herder-Lady gab es ziemlich viel zu gucken. Enten waren die absoluten Favoriten. Gott sei Dank schwimmt Arruh nicht gern. Da ihr Jagdtrieb aber ziemlich ausgeprägt ist, wollten wir kein Risiko eingehen und haben die Hunde auf Deck vorsichtshalber angebunden. Außerdem haben wir sie beim Fahren mit Schwimmwesten ausgestattet. Das ist auf jeden Fall empfehlenswert, denn bei Mann, Frau oder Hund über Bord muss sofort der Motor ausgeschaltet werden, da die Schiffsschraube einen starken Sog ausübt. Trotzdem fährt das Boot noch ein ganzes Stück weiter. Man muss umdrehen und sich langsam zurück tasten. Hunde, die nicht sehr gut trainiert sind und nicht sehr gut schwimmen können, laufen dann ganz schnell Gefahr zu ertrinken. Darüber hinaus kann man die Hunde an der Weste gut wieder ins Boot heben. Außerdem wollte ich nicht hinter meinen Hunden her ins Wasser hechten müssen. Zumindest nicht im Mai bei einer 15 Grad kalten Müritz.

Eine Woche waren wir auf der Müritz und den umliegenden Seen unterwegs. Jeden Abend haben wir einen anderen Hafen angelaufen und dort übernachtet. Überall kann man sehr schön essen gehen. Man kann aber auch einkaufen und an Bord kochen. Die meisten Häfen bieten Duschmöglichkeiten und kosten weniger als ein Campingplatz. Zusätzlich lernt man, wenn man will, auch viele nette Menschen kennen, mit denen man abends einen Wein oder ein Bierchen von Deck zu Deck trinken kann. Mit den Hunden kann man morgens und abends eine Runde drehen, sodass auch deren Toilettenfrage geklärt ist. Über die obligatorischen blickdichten Plastikbeutelchen müssen wir ja nicht reden. Die sind selbstverständlich.

Ein Wort noch zu ängstlichen Hunden. Unsere Hunde sind rassetypisch ziemlich unerschrocken. Die beiden sind einfach aufs Boot gehüpft und waren bereit fürs nächste Abenteuer. Das ist nicht bei jedem Hund so. Wir hatten auch nicht damit gerechnet, also haben wir zum Start Zeit eingeplant, um die Hunde in Ruhe an das Boot zu gewöhnen. So sind wir am ersten Abend noch im Heimathafen geblieben. Auch wenn wir es nicht hätten müssen, so war es doch gut investierte Zeit, denn es hätte ja auch anders sein können und dann hätte Zeitdruck uns den Törn vermiest.

Fazit

Alles in allem eine wunderbare Abwechslung zum Campingurlaub, wenn auch nicht ganz günstig. Ein Tipp am Schluss: In der Hauptsaison ist die Mecklenburger Seenplatte mit Booten zugepflastert. Wir empfehlen, wenn möglich, die Nebensaison im Mai oder im September. Das Wetter ist im Mai schon gut und im September hat man sogar noch den Vorteil, dass die Gewässer warm genug zum Baden sind. Wir werden es bei Gelegenheit bestimmt wieder machen. 🐾

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