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Norwegen: Ein Paradies – nicht nur für Hunde

Berge, Fjorde und Weite. Das und noch viel mehr ist Norwegen. Hinter jeder Kurve ändert sich die Landschaft. Man kommt aus dem Staunen nicht raus. Für Hunde ist es das Paradies. Ein Roadtrip durch Südnorwegen.

Zugegeben, wir hatten Norwegen schon gut fünf Jahre auf dem Zettel. Von München aus ist es ein wahrer Ritt bis in den hohen Norden. Daher haben wir immer wieder – auch aus Zeitgründen – den Süden angesteuert. Dann kam Corona. Endlich bot sich die Gelegenheit, für eine längere Zeit aufzubrechen. Eine Freundin mit ihrem Hund Felix und ihrem neuen Wohnmobil begleiten uns einen Teil der Reise.

Der Plan ohne Plan

Der Plan war es, in kürzeren Etappen zu reisen. Auch Piero zuliebe. Das Buchen einer fixen Fähre kam nicht infrage. Zu einer bestimmten Zeit an einem Hafen zu sein, hat nichts mit spontan Reisen zu tun. So gondeln wir gemütlich in mehreren Tagen durch Deutschland bis nach Fehmarn. Von dort mit der kurzen Fähre nach Dänemark übersetzen und auf dem Landweg durch Schweden nach Norwegen. Bei der Einreise nach Norwegen ist die Karenzzeit mit der Entwurmung für Hunde zu beachten. Da wir die fünf Tage ab zu Hause nicht einhalten konnten, haben wir eine nette Tierärztin auf Fehmarn besucht. Tablette in den Hund, Stempel in den Impfausweis und ab auf die Fähre. Für Juli war die Wartezeit mit einer Stunde zu vertreten. Für die kurze Überfahrt nach Rødby müssen alle Insassen mit auf Deck, was trotz vieler Vierbeiner sehr entspannt war. Für Dänemark haben wir uns entschieden nur durchzureisen, da Felix gewisse Gene in sich hat, die nicht gerne gesehen sind. Da wir schon die schlimmsten Horrorgeschichten von Dänemark gehört hatten, wollten wir nichts riskieren. Bis Kopenhagen geht es schnell. Das erste Highlight steht auf dem Plan: Die Öresundbrücke. Sie ist eine der längsten Brücken weltweit und verbindet Dänemark mit Schweden. Es ist beeindruckend, über so ein Bauwerk zu fahren.

Hej Sverige!

Der heiße Sommer 2022 hat auch vor Schweden keinen Halt gemacht. Wir beschließen dennoch die direkte Linie am Wasser entlang nach Norden etwas zu verlassen. Denn auch Schweden haben Sommerferien. Im Landesinneren steuern wir den Vänernsee an. Der größte See des Landes lädt zum Baden ein. Frei stehen ist auch in Schweden relativ gut möglich. Es gibt Parkplätze, auf welchen es geduldet wird. Das allzeit bekannte »Jedermannsrecht« gilt nur für Zelter. Für Fahrzeuge streng genommen nicht. Egal wie man in der Natur »campt«: Benimm und Anstand sollten selbstverständlich sein. Schon hier fällt auf: Keiner hat etwas gegen die Hunde. Keine Schilder. Der Hund darf direkt am Badestrand mit den Menschen ins Wasser. Was bei 30 Grad gerne angenommen wird von unseren Fellnasen.

Der Weg nach Norden

Das erklärte Ziel dieser Reise lautet Norwegen. Daher verlassen wir Schweden und fahren weiter nördlich. Mit jedem Kilometer wird es angenehmer. Kühler. In Lillehammer besuchen wir die Olympia Skisprungschanze. In den Wäldern trainieren die Biathleten auf den eigenen angelegten Teerwegen mit ihren Rollski. Nicht nur da: Auch auf der Straße werden wir von einem Skifahrer überholt. Respekt!

Freiheit vor der Haustür

Norwegen verfügt über 47 Nationalparks. Der erste Nationalpark ist der Rondane Nationalpark. Er zieht uns in seinen Bann. So haben wir uns Norwegen vorgestellt. So kennt man es von Bildern. Einfach nur traumhaft. Überall in den Seitenstraßen stehen Wohnmobile. Man darf auf den kleinen Wegen alles befahren. In Deutschland undenkbar. Wir finden unseren »privaten« Parkplatz inmitten dieser unglaublichen Natur. Das ist Freiheit pur: Die Tür auf und die Hunde können freilaufen – zusammen mit den Schafen, die es hier häufig gibt. Eigentlich besteht in Norwegen Leinenpflicht, aber erstens sind wir völlig allein und zweitens jagen unsere beiden Opas nicht. Direkt ab der Haustüre können wir auf den unzähligen Pfaden einfach loslaufen. Die Weite und die Landschaft sind unbeschreiblich schön. Unter dem Sternenhimmel zu übernachten: unbezahlbar. Wir sind schon so weit nördlich, dass die Tage merklich länger werden. Erst gegen 23 Uhr wird es dunkel – und auch merklich frischer, also werfen wir die Heizung an. In so einer Umgebung mit einem Glas Wein im Wohnmobil zu sitzen, ist an Gemütlichkeit nicht zu überbieten.

Noch mehr Landschaft

Wir können uns nur schwer vom Rondane Nationalpark trennen, aber eine Reise bedeutet auch Strecke machen. Das Fahren in Norwegen ist deutlich entschleunigend und entspannter. Meist gilt Tempo 70 und so bleibt genug Zeit, alles zu sehen. Auch für den Schafs-Slalom die perfekte Reisegeschwindigkeit: Immer wieder liegen Schafe mitten auf der Straße und wärmen sich auf dem Teer. Die karge und wunderschöne Berglandschaft wechselt allmählich und wir kommen an die Fjorde. Nicht weniger schön und es finden sich immer wieder wunderbare Plätze, um die Hunde springen zu lassen. Fjorde bedeuten aber auch, weit außen rumfahren oder per Fähre aufs andere Ufer, was problemlos klappt. Wir haben uns vorher registriert und so wird das Kennzeichen gescannt und die Bezahlung erfolgt automatisch. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Wir sind zwar flexibel unterwegs, aber haben doch einige »Must-sees« auf dem Zettel. So wie der Trollstigen: Die bekannte Touristen Straße in Norwegen. Südlich von Åndalsnes gelegen führt die kleine Passstraße in einigen Spitzkehren auf die Passhöhe. Schon von Weitem ist das Zickzack zu sehen – und die Busse und Wohnmobile, die sich in Zeitlupe den Berg rauf schrauben. Wir haben Glück und eine Lücke erwischt und können nahezu ohne warten und rangieren hochfahren. Wer das Stilfser Joch kennt, für den sind die 400 Höhenmeter am Trollstigen eher ein »Trollsprung«. Oben macht die Touristen Straße ihrem Namen alle Ehre: Ein voller Parkplatz, ein Shop und Menschenmassen. Daher laufen wir ohne die Hunde zur Aussichtsplattform, denn das macht keinen Sinn für die Vierbeiner. Die Fotos sind schnell im Kasten und wir fahren ein paar Kilometer weiter zur Nationalpark-Station. Ein super Parkplatz direkt am Bach, perfekt für eine Nacht. Auf den Pfaden unternehmen wir einen Spaziergang. Die Hunde sind begeistert und wir auch. Auf dem Rückweg stellt uns eine Gruppe Schafe. Die sind extrem neugierig und völlig angstbefreit, was die Hunde angeht. Ganz im Gegenteil: Das Mutterschaf scheint auf Konfrontation aus zu sein und will Piero ärgern. Zum Glück ist er so gutmütig und sucht das Weite. Dafür steckt dieses Schaf wenig später seinen Kopf in den Kochtopf eines Nachbarn. Echt abgefahren.

Noch mehr Touris

Bisher hatten wir mit dem Wetter super Glück, aber heute Nacht hat es ordentlich geregnet. So hängen die Wolken tief, als wir uns auf den Weg zur nächsten Etappe machen: der Geiranger Fjord. Die Anfahrt von oben aus den Bergen ist beeindruckend. Der Fjord weit unten und doch riesig. Ebenso das gigantische Kreuzfahrtschiff, welches im Hafen von Geiranger liegt, ist von hier oben deutlich zu erkennen. Die Abfahrt ist fast spektakulärer als die Auffahrt auf den Trollstigen. Der Ort Geiranger ist winzig und mit Menschenmassen überlaufen, die alle von dem schwimmenden Hochhaus sein müssen. Aus der Nähe haben wir noch nie ein solches Schiff gesehen. Es ist beeindruckend und fürchterlich zu gleich. Besonders in einer solchen Umgebung. Will man hier übernachten, bleibt nur einer der Campingplätze. Wir entscheiden uns für den Platz mitten im Ort. Da es regnet, steht alles unter Wasser und im Dreck. Mit den Hunden kann man gut auf dem befestigten Weg um den Fjord laufen. Der wohl bekannteste Fjord ist sehr schmal hier. Auch aus der Ferne erscheint das Szenario mit dem Kreuzfahrtschiff und dem Ort unwirklich. Neben Bergen, Schafen und Fjorden gibt es unzählige Wasserfälle in Norwegen. Der Fossevandring in Geiranger ist einer von ihnen und ebenso eine Touristenattraktion. Die überwiegend deutschen Schiffs-Touristen werden in Gruppen durch die Attraktionen geschleift. Individualurlaub sieht anders aus.

Weiter

Eine Nacht ist mehr als genug und es geht westwärts. Vorbei an unzähligen Fjorden führen uns kleine Straßen und Fähren. Die Sonne lacht wieder und wir finden jeden Nachmittag einen schönen Platz zum Freistehen. Für die Hunde perfekt und da wir immer frühzeitig dran sind, haben wir freie Auswahl. Denn die meisten Camper kommen erst gegen Abend und suchen sich ein Plätzchen. Die Straßen werden immer kleiner. Was nicht bedeutet, dass dann keine LKWs fahren. Aufmerksam sollte man stets sein – und rückwärtsfahren können. Wir fahren zum Vestkap – das Westkap. Ein Geheimtipp. Die Auffahrt über den einspurigen Weg erfordert Mut und Gas, denn es geht steil bergauf. Ausweichbuchten lassen den Gegenverkehr auf dem gut einsehbaren Stück passieren. Oben angekommen stockt uns der Atem. Eine riesige Freifläche mit einem 360 Grad Blick hoch über den Klippen. Ein Traum Ort und das bei blauem Himmel. Wir können uns gar nicht sattsehen und wandern mit den Hunden über die freien Flächen – im Schafs-Slalom, versteht sich. Nur wenige Autos verirren sich in diese Sackgasse und so sind wir fast allein. Wir fragen im Restaurant, ob wir hier oben übernachten dürfen und bekommen grünes Licht auf dem Parkplatz etwas unterhalb. Der Traumstellplatz. Es ist zwar etwas windig und frisch, aber wir haben ja unser beheiztes Schneckenhaus dabei. Nach dem Abendessen stellen wir unsere Pfanne zum Abkühlen raus. Ein Schaf übernimmt das Vorspülen. Dies ist der nördlichste Punkt unserer Reise. Es wird erst gegen Mitternacht dunkel und drei Stunden später geht die Sonne ein paar Meter weiter östlich wieder auf. Wieder fällt der Abschied von diesem wunderbaren Ort schwer und wir machen noch einen schönen Spaziergang zu den Klippen. Junge, wilde Hunde leint man hier besser an.

Bergen wir kommen

Als wir uns endlich von Westkap verabschiedet haben, steht die regelmäßige Ver -und Entsorgung an. Dies war bisher kein Problem. An vielen Tankstellen und in Ortschaften stehen Stationen zur Verfügung. Meist kostenlos. Auch hier, mitten im Nichts eine nagelneue Station. Super zu bedienen und sauber. Frisch aufgefüllt ist unser nächstes großes Ziel Bergen. Mit einigen Zwischenetappen an der Küste entlang. Die Etappen legen wir kurz, um immer nachmittags die Hunde zu lüften und gemütlich die Landschaft zu genießen. Bergen ist eine Großstadt. Wieder ein Gegensatz zu den vergangenen Tagen. Via Apps haben wir einen Parkplatz mitten in der Stadt zu einem erschwinglichen Kurs gefunden. In wenigen Minuten sind wir ins Zentrum gelaufen und das bei blauem Himmel, Sonnenschein und angenehmen 20 Grad. Regnet es hier nicht immer? Die bekannten Holzhäuser am Hafen sind nicht zu übersehen. Das Hanseviertel Bryggen mit seinen etwa 60 Gebäuden ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Hier befinden sich hauptsächlich Touristen und die allzeit bekannten Touri-Shops. Absolut empfehlenswert ist eine Fahrt mit der Standseilbahn »Fløibanen« auf den Fløyen. Ein Berg oberhalb Bergens mit einem großartigen Ausblick auf die Stadt. Wir parken schattig und haben zum Glück die Hunde daheim im Schatten gelassen. Denn ein Städtetrip ist für unsere Senioren nichts mehr. Ein paar Stunden in Ruhe schlafen schadet nicht, denn so eine Reise ist auch anstrengend für Hunde. Abends unternehmen wir alle einen Spaziergang und sehen unser erstes Hurtigruten Schiff, welches im Hafen liegt.

Der Fels

Am nächsten Morgen: Der bekannte Regen in Bergen. Welch Glück wir wieder hatten. So fällt der Abschied leichter von Bergen. Von Felix und seinem Frauchen nicht. Denn die beiden müssen langsam die Heimreise antreten. Wir haben noch etwas länger Zeit und sind ab sofort allein unterwegs. Das nächste »To-do-Ziel« ist der Preikestolen. So fahren wir in mehreren Etappen Richtung Süden. An endlosen Fjorden entlang bis nach Jørpeland, wo wir mal wieder unseren Kühlschrank auffüllen. Einkaufen ist in Norwegen zwar merklich teurer als bei uns, aber problemlos möglich. Da man auf dem Parkplatz nicht übernachten darf, bleibt hier auch nur der nahe gelegene Campingplatz. Wir wollen die Wanderung auch ohne Piero machen, da es für ihn zu weit ist. Das Wetter ist perfekt und nicht zu warm, um den Hund im WoMo zu lassen. Der Campingplatz ist sehr groß, aber abends gesteckt voll. So voll, dass die sonst so gehegte 4-Meter-Abstands-Regel völlig egal ist. Ein Italiener parkt so dicht neben uns, dass ich die Tür der Garage nicht mehr aufbekomme. Na Prost, wenn die alle auf den Preikestolen wollen!? Es soll gut besucht sein. Vor allem im August, den wir uns just ausgesucht haben. So beschließen wir am nächsten Morgen sehr früh aufzubrechen. Um fünf Uhr fahren wir zum Basecamp und versorgen Piero mit einem Gassi und seinem Frühstück. So kann er locker bis Mittag allein bleiben und mal wieder in Ruhe schlafen. Wie sich rausstellt, sind wir bei Weitem nicht die Ersten und hätten noch früher aufstehen sollen. Immerhin haben wir den Aufstieg fast für uns allein. Dieser ist nicht ohne: steil und mit großen Felsstufen versehen ist das für keinen Hund was! Erst kurz vor dem Ziel kommen uns die Ersten entgegen, die den Sonnenaufgang bewundert haben. Um sieben Uhr sind wir oben und natürlich nicht die einzigen. Aber es ist überschaubar und wir stellen uns gleich in der »Foto-Schlange« an, um ein Foto an der Kante zu knipsen. Der Blick über den Lysefjord ist wieder einer dieser Momente. Eine Stunde später wird es deutlich voller. Wir genießen die Aussicht und frühstücken, bevor wir uns an den Abstieg machen. Was uns hier entgegenkommt, ist schier unglaublich: neben Menschenmassen und Touristen in Turnschuhen auch haufenweise Hunde. Vom Dackel bis zur Dogge ist alles dabei. Es handelt sich um eine anspruchsvolle Wanderung, die festes Schuhwerk und Trittsicherheit erfordert! Wir sind deutlich froh, unseren verschlafenen Hund in Empfang zu nehmen und haben mal wieder alles richtig gemacht.

Alle Wünsche erfüllen

Nach so viel Trubel wünschen wir uns wieder Ruhe. Der Preikestolen war der südlichste Punkt und wir möchten unbedingt noch einen Kreisverkehr im Tunnel sehen, eine Stabkirche und den Hardangervidda Nationalpark. Ach ja, und den Vøringfossen. Also heißt es Strecke machen. Wir schlängeln uns an Fjorden entlang wieder Richtung Norden. In Røldal bleiben wir zwei Tage auf einem netten Campingplatz. Eine Waschmaschine haben wir nicht an Bord und Piero freut sich, mal nicht fahren zu müssen. Der Platz liegt traumhaft an einem See. Leider ist es etwas zu frisch für einen Badeausflug. Dafür hat Røldal eine sehr schöne Stabkirche. Check.

Der Nationalpark Hardangervidda ist die größte Hochebene Europas. Entsprechend weit holt man aus, denn es gibt nur eine Route hindurch. Zufällig kommen wir am Låtefossen vorbei: Ein Zwillingswasserfall. Autowäsche inklusive. Gegenüber liegt der Folgefonna Gletscher im gleichnamigen Nationalpark. Scheinbar näher liegt der Buerbreen Gletscher. Zumindest weist ein Wegweiser eine befahrbare Straße. Wie wir wissen, können weiße Straßen in den Landkarten auch mal unbefestigt werden. So auch diese. Mit dem Nebeneffekt, so breit wie ein Fahrzeug zu sein und bergauf zu führen. Zu spät, wir können nicht mehr wenden und nach einigen Rangiermanövern stehen wir vor einer Schranke. Ein deutscher Camper kommt gerade raus und meint, es wäre noch eine mehrstündige, anspruchsvolle Wanderung, um den Gletscher näher zu sehen. Das geht wegen Piero leider nicht, also retour. Man dürfte auf dem Parkplatz für etwa 40 Euro übernachten. Weiter an einem schier endlosen Fjord über kleine Wege. Das Klima ist mild und so wachsen hier lecker Kirschen. Verkaufsstände am Wegesrand verkaufen ihre Ernte. Endlich ist er da: Der Kreisverkehr im Tunnel. Einer von vielen des Landes, aber irgendwie eindrucksvoll und blau beleuchtet. Wir drehen eine Ehrenrunde, bevor es durch weitere Tunnel und 360 Grad Kurven aufwärts zum Vøringfossen geht. Ein großer und beeindruckender Wasserfall. Touristisch gut ausgebaut mit Plattformen und einer spektakulären Brücke. Der Weg führt uns weiter durch den Hardangervidda. Schneereste in der Ferne laden zu einer kleinen Wanderung und Hund-Schnee-Spielen ein. Piero im Glück. Die Landschaft ist wieder karg und weit. Einfach umwerfend. Was soll jetzt noch alles kommen?

Bussi und noch viel mehr

In Geilo verlassen wir die Hauptroute und bevorzugen wieder gelbe und weiße Straßen. Am Pålsbufjorden (der ein See ist) finden wir wieder einen absoluten Traumstellplatz. Ein einzelner Platz mitten im Nichts. Angelegt und wie für Camper geschaffen. Es ist immer wieder unglaublich, was hier alles möglich ist. Der See führt zwar wenig Wasser, was der imposanten Landschaft keinen Abbruch tut. Am nächsten Tag besuchen wir den Langedrag Naturpark. Vom Elch bis zum Wolf ist hier alles ausgestellt. Es ist sogar möglich, die Wölfe hautnah im Gehege zu erleben. Hunde dürfen leider nicht mit in den Park.

An der Grenze zur Telemark Region durchqueren wir ein schönes Hochplateau. Merklich weiter südlich wird die lange Hose wieder durch die kurze ersetzt. Bei Rjukan führt eine unbefestigte Piste etwa 40 km auf eine Hochebene. Warum nicht? Nach 30 Kilometer Feldweg schlagen wir unser Nachtlager mitten im Nirgendwo auf. Hier muss es doch endlich Elche geben! Oder Rentiere! Seit Tagen halten wir Ausschau, leider ohne Erfolg. Die Traumplätze der letzten Woche werden immer wieder getoppt. Die Weite erinnert uns an Patagonien. Ebenso der gleichmäßige Wind. Wäre man nicht schon in Norwegen verliebt, würde es hier endgültig passieren. Tagelang könnte man hier einfach loslaufen. Aber die 30 Kilometer müssen wir wieder zurück, da es sich um eine Sackgasse handelt. Gut geschüttelt und eingestaubt sind wir froh, wieder Teer unter den Rädern zu haben. Allrad hin oder her. Die Nacht verbringen wir auf einem »Bobilparkering« (Wohnmobil Parkplatz) am Møsvatnet See. Morgens besucht uns eine Herde Schafe. Diese sind so neugierig, dass Piero dem Leitschaf ein Bussi auf die Nase drückt. Was man nicht alles mit seinem Hund auf der Reise erlebt.

Durch die Telemark-Region nach Oslo

Der Hardangervidda endet hier und wir erreichen die Region Telmarken. Die Landschaft wechselt merklich von der kargen Weite mit Laub -und Mischwald zu Nadelwäldern. Es erinnert an den Schwarzwald. Wir lassen uns hin und wieder vom Navi leiten und geben einen Zielort ein. Obwohl Hannelore – so nennen wir unser Navi – genau weiß, dass wir ein großes und schweres Wohnmobil sind, schickt sie uns auf kleinste Wege. Will sie uns ärgern oder weiß sie, wo‘s schön ist? Es sind auf jeden Fall immer wieder kleine Abenteuer dabei. Unbefestigte Wege und Plätze, die ihresgleichen suchen. Der Rekordsommer hat uns wieder. Um die 30 Grad zeigt das Thermometer und so kommt der Flåvatn See mit Privatbucht gerade recht. Nur der See und wir. Das Wasser sah deutlich wärmer aus – eine echte Erfrischung. Der ideale Nachtstellplatz außerdem.

Wir sind auf den Geschmack gekommen und haben unsere Badesachen schließlich nicht umsonst mitgenommen. Der nächste Stopp ist wieder ein See oder besser gesagt eine Ausbuchtung des Telemarkkanals. Ein angelegter Badestrand mit Parkplatz und Wiese. Hunde überall erlaubt! Kein Schild, keine bösen Blicke. Der perfekte Tag am See. Wenig entfernt die Vrangfoss Schleuse. Sollte man gesehen haben: Mithilfe von fünf Toren, welche handbetrieben werden, überwindet man 23 Höhenmeter. Auch besuchen wir die Stabkirche Heddal – die größte ihrer Art in Norwegen. Die Zivilisation rückt näher, die Straßen werden größer, die Temperaturen steigen. Die letzte Nacht vor Oslo schlafen wir an einem aufgestauten Fluss. Badestelle inklusive. Bei den Temperaturen auch das einzig Wahre für Mensch und Tier. Nicht nur Piero freut sich über jede Abkühlung. Auf dem Weg nach Oslo sehen wir endlich einen Elch – auf einem Verkehrsschild.

Zunächst fahren wir zum Holmenkollen. Der Berg oberhalb Oslos mit der gleichnamigen Skisprungschanze. Wir haben schon einige Schanzen gesehen, aber diese ist mit Abstand die beeindruckendste. Ebenso der Blick über die Stadt. Parken mit unserem Bert – so heißt unser Wohnmobil – dürfte ein Problem werden. Zudem ist Sonntag und schönes Wetter. Demnach ist ganz Oslo auf den Beinen. Wir finden aber ein Plätzchen und können das Fram-Museum auf der Halbinsel Bygdøy besuchen. Piero hat Pause und wir bestaunen das Forschungsschiff Fram um den berühmten Polarforscher Roald Amundsen, welches dort 1:1 nachgebaut wurde. Natürlich darf das Opernhaus nicht fehlen. Als gegen Abend die Schwüle nachlässt, machen wir einen Spaziergang. Auch ein sehr spektakuläres Gebäude, welches komplett mit Marmor verkleidet und begehbar ist. Mit Blick über den Hafen und auf das neue Munch-Museum direkt daneben. Die Tage werden wieder merklich kürzer.

Abschied nehmen

Nun heißt es langsam Abschied nehmen. Am Oslo-Fjord schlagen wir ein letztes Mal in Norwegen unser Nachtlager inklusive Badestelle auf. Es entwickelt sich noch zu einem richtigen Badeurlaub. Piero freut sich auf jeden Fall. Anders als auf der Hinfahrt, bleiben wir in Schweden an der Küste. In kleinen Etappen fahren wir von einer Badestelle zur nächsten. Auch Schweden ist ein sehr hundefreundliches Land und der Hund kostet auf Campingplätzen nichts und darf überall mit ins Wasser. Leider ist auch Schweden nicht unendlich und so fahren wir über die Öresundbrücke zurück nach Dänemark zur Fähre. Die Wartezeit hält sich in Grenzen und eh wir uns versehen, sind wir wieder in Deutschland. Das wird einem direkt auf den ersten Kilometern im Straßenverkehr bewusst. Die Hitzewelle, welcher wir entflohen sind, hat uns wieder. Also tingeln wir von einer Wasserstelle zur nächsten durch Deutschland. Quasi: Rückgewöhnung an unsere Heimat. Nach sechs Wochen und gut 7000 Kilometern sind wir mit Millionen Eindrücken wieder zu Hause. Diese Reise wird nicht die letzte in die skandinavischen Länder gewesen sein, denn wir sind verliebt. Rentiere oder Elche in freier Wildbahn zu sehen steht auf der neuen Must-See-Liste. 🐾

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