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Toskana mit Hund und Camper

Wenn Sie durch geschichtsträchtige Städte schlendern wollen, sich mit schmackhaften Speisen sowie exzellenten Weinen inmitten von Zypressen und Weingärten verwöhnen möchten und sowohl Abenteuer als auch Entschleunigung für Sie und Ihren Vierbeiner suchen, dann ist die Toskana genau das richtige Urlaubsziel.

Unsere langersehnte Reise nach Bella Italia startete am ersten Aprilwochenende von Wien aus. Bereits bei der Abfahrt witterte mein Hund Teddy, dass es sich diesmal nicht nur um einen Ausflug in den Wienerwald handelte. Sein Hundebett im Camper? Für ihn ein klares Indiz für ein großes Abenteuer!

Die erste Nacht verbrachten wir noch in Österreich, nahe Klagenfurt am Wörthersee. Wenn Sie einmal in der Nähe eines imposanten und zugegebenermaßen etwas gruseligen Klosters übernachten möchten, können wir Ihnen das verlassene Stift Griffen im gleichnamigen Ort nahelegen. Der Landwirt, dem das Anwesen gehört, empfing uns drei liebevoll und bot uns vor dem Schlafengehen Tee an. Wahrscheinlich, weil er wusste, dass die dortigen Temperaturen Anfang April bei knapp 5 Grad in den frühen Morgenstunden lagen. Die Kälte ließ uns drei dicht aneinandergekuschelt auf freundlicheres Klima in unserem Reisezielland hoffen.

Nach ein paar kräftigen Schlückchen Kaffee und einem ausgiebigen Spaziergang mit Teddy fuhren wir am nächsten Morgen weiter Richtung nördlichste Provinz Italiens, sprich nach Südtirol. Hier kehrten wir kurz vor Sonnenuntergang auf dem spartanischen, aber sauberen Stellplatz »Locanda de l’Arguta« ein. Genau rechtzeitig, um uns vom rosaroten Farbenspiel am Himmel verzaubern zu lassen.

Bei Tagesanbruch ging es weiter gen Süden zum größten See Italiens, dem Lago di Garda. Entlang der Ostseite, welche zur Region Venetien zählt, fuhren wir hinunter nach Sirmione. Dieses geschichtsträchtige Örtchen mit nicht mehr als 9.000 Einwohnern liegt bereits in der Provinz Brescia. Hier sahen wir uns zusammen mit unserer neugierigen Schnüffelnase Überreste einer um ca. 150 n. Chr. erbauten römischen Villa, genannt »Grotten des Catull«, an. Hunde sind hier glücklicherweise erlaubt, müssen aber an der Leine geführt werden. Das machen wir mit Teddy, einem ehemaligen Tierheimhund, aber ohnehin immer, da wir leider nie genau wissen, wie er auf andere Hunde reagiert. Den Abend und die Nacht verbrachten wir 25 Kilometer südlich von Sirmione auf dem hundefreundlichen Agricamping »Cascina Le Volpi«.

Viva la Toscana!

Unsere Motivation war groß und unser Ziel klar – wir wollten nun endlich toskanischen Boden erreichen! Gesagt, getan. Nach etwa 6 Stunden Fahrt über Parma und einem Siesta-Zwischenstopp am Parkplatz des mittelalterlichen Castello di Torrechiara erreichten wir am frühen Abend unsere Destination. Erschöpft, aber glücklich kehrten wir pünktlich vor Sonnenuntergang auf dem kostenlosen Stellplatz der »Organic Farm Nico« in Camaiore ein, fütterten unser Raubtier und planten die nächsten Schritte. Schon jetzt nahmen wir die ganz besonders schöne Energie der Toskana wahr.

Von Camaiore ging es am nächsten Tag auf die SS1 nach Pisa, um uns den schiefen Turm anzusehen und einen Kaffee zu trinken. Was uns überraschte – sogar in der Nebensaison war hier, am Piazza dei Miracoli, die Hölle los! Da sich keiner von uns dreien besonders wohl in Menschenmengen fühlt, blieb es bei einem Kurzbesuch. Wir mussten außerdem feststellen, dass Teddy die lange Fahrt vom Vortag noch in den Knochen lag. Er wirkte müde und nicht so motiviert wie sonst. Da wir unseren Senior nicht überstrapazieren und ihm ausreichend Ruhe schenken wollten, fuhren wir direkt weiter über die Via Provinciale Vicarese und die SP2 Richtung Landesinnere, um uns frühzeitig einen Schlafplatz zu suchen. In Empoli, direkt auf der 1 Via di Montaioncino, fanden wir für 10 Euro die Nacht ein kleines aber feines Weingut mit spektakulärem Ausblick über den dazugehörigen Weingarten. Während Teddy seinen Schönheitsschlaf hielt, kosteten wir uns durch die zuvor gekauften regionalen Köstlichkeiten, die wir festlich auftischten. Toskanisches Brot, fruchtiges Olivenöl, grüne sowie schwarze Oliven, würzigen Schafskäse und butterweiche Burrata, für meinen Partner etwas Speck und Parmaschinken und natürlich ein, zwei Gläschen Wein aus der Region. Wenn Teddy nicht so müde gewesen wäre, wäre er uns bestimmt nicht von der Seite gewichen.

Historische Städte und traditioneller Gaumenschmaus

Nach zwei Nächten auf diesem schönen Platz waren Teddys Kräfte wiederhergestellt und auch wir waren voller Tatendrang, die Toskana mit all unseren Sinnen weiter zu entdecken, also machten wir uns über die SP429 auf in Richtung Castelfiorentino, Certaldo und schlussendlich zu einem Ort, den Sie, so traue ich mich wetten, zumindest schon einmal auf einer Postkarte gesehen haben: San Gimignano! Die auf einem Hügel thronende Kleinstadt, welche aufgrund ihrer »Geschlechtertürme« auch »Mittelalterliches Manhattan« genannt wird, ist wirklich einen Besuch wert! Ein Spaziergang durch den wunderschönen mittelalterlichen Stadtkern ließ unser Geschichte-interessiertes Herz definitiv höher schlagen und auch die entzückenden Restaurants, Cafés und Eisdielen luden zum Verweilen ein.

TIPP: Besuchen Sie das Museum »San Gimignano 1300«. Der Name ist Programm, denn dort können Sie sich – kostenfrei – eine detailgetreue Reproduktion der Stadt aus dem 13. Jahrhundert im Maßstab 1:100 ansehen. Und das alles aus handbemalter Terrakotta. Phänomenal!

Museumsbesuche konnten wir leider nicht zu dritt unternehmen, daher musste immer einer von uns mit Teddy draußen warten. Ich denke, es gibt aber Schlimmeres, als sich mit einem Glas leckeren toskanischen Rotwein inmitten einer so fesselnden Stadt die Zeit zu vertreiben. Es gäbe übrigens neun weitere Ausstellungsräume im Museum »San Gimignano 1300« und natürlich Unmengen mehr wunderbare Dinge in dieser schönen Kleinstadt zu entdecken. Wir wollten allerdings noch einen Mittagsschlaf einlegen, um Teddy zu schonen und um uns danach eine weitere, sehr berühmte Stadt anzusehen.

Über die SP36 ging es geradewegs in die mittelalterlich-gotische und überaus romantische Stadt Siena, die uns nicht weniger entzückte. Auf der berühmten Piazza del Campo und den vielen schmalen Altstadtgassen kamen wir direkt ins Schwärmen und Tagträumen. Etwas außerhalb des Piazza del Campo aßen wir in einem winzigen Lokal einen traditionell-rustikalen Fischeintopf, genannt Cacciucco. Schreiben Sie sich dieses Gericht am besten gleich auf Ihre Toskana Liste! Teddy hätte auch gerne etwas davon gehabt, denn dem lief aufgrund des leckeren Geruchs nur so das Wasser im Maul zusammen. Als kleines Trostpflaster schenkte ihm die Kellnerin ein Stückchen Parmaschinken. Was für ein Gaumenschmaus. Danach gönnten wir uns noch einen starken Espresso, da wir noch zu unserem kostenfreien Stellplatz im etwa 43 Kilometer entfernten Bergdorf Radicondoli fahren mussten. Dort angekommen fanden wir einen von der Gemeinde zur Verfügung gestellten, sauberen, ruhigen und sehr hundefreundlichen Stellplatz mit tollem Blick auf das Dorf vor. Eine 10/10.

TIPP: Kotbeutelspender findet man in der gesamten Toskana leider nicht so leicht. Sorgen Sie daher selbst vor, indem Sie immer ausreichend dabei haben.

Filmreife Szenen

Bevor wir allmählich ans Mittelmeer fuhren, wollten wir noch ein wenig weiter in den Südosten der Toskana eintauchen. Wir entschieden uns also für einen kleinen Umweg. Auf diversen Land- und Bergstraßen ging es von Radicondoli nach Pienza, einer Kleinstadt mit 2.058 Einwohnern im Val d’Orcia. Einige Gassen und Gebäude könnte man glatt mit Siena verwechseln.

TIPP: Verpassen Sie nicht den berühmten Domplatz und den Palazzo Piccolomini. Diese Orte dienten sogar als Drehorte für die 1969 mit zwei Oscars ausgezeichnete Verfilmung von Shakespeares Romeo und Julia.

Eine Ortschaft weiter, in San Quirico d’Orcia, wurde ebenfalls ein Film gedreht – der Hollywoodfilm »Gladiator«. Kein Wunder, bei diesen Kulissen!

Eine Robbe namens Teddy

Nicht, dass wir genug von all den charmanten Dörfern, Weingütern und malerischen Landstraßen hatten, die uns immer wieder ein »Wow« entlockten, doch langsam zog es uns ans Meer. Eine ganz essenzielle Sache stand immerhin noch auf unserer Liste: Teddy und das Meer! Unsere Wasserratte liebt es, in Seen und Flüssen zu planschen, doch er hatte bis dato noch nie das Meer gesehen. Das wollten wir ändern. Glücklicherweise beschenkte uns auch das Wetter endlich mit Sonne und höheren Temperaturen, also stand unserem Vorhaben nichts mehr im Wege.

Von San Quirico d’Orcia ging es durch Montalcino, Paganico und Rusellae nach Castiglione della Pescaia, wo wir uns die gleichnamige mittelalterliche Hochburg ansahen. Hier, hoch oben in einem der Burggärten, durfte Teddy zum ersten Mal in seinem Leben eine atemberaubende Aussicht auf das Mittelmeer genießen. Ob er in diesem Moment bereits ahnte, was danach auf ihn zukam? Wir werden es wohl nie erfahren.

Nach diesem Kurzausflug fuhren wir auf der SP delle Collacchie zum knapp 30 Kilometer entfernten Strand namens Carbonifera, welcher zur Hafenstadt Piombino zählt. Die gegenüberliegende Insel Elba war zwar zum Greifen nahe, doch wir entschlossen uns am Festland zu bleiben. Hier durfte Teddy nun endlich ans und ins Meer. Sie können sich nicht vorstellen, wie nervös und gleichzeitig glücklich er war, als er – anfangs noch sehr zögerlich – seine ersten Schritte ins kalte Nass machte. Nach einigen Minuten Eingewöhnungszeit schwamm er bereits wie eine Robbe im Wasser und wurde sogar von anderen Strandbesuchern für seine Metamorphose bejubelt. Als ihm schließlich die Puste ausging, tranken wir dort noch Kaffee, aßen eine Kleinigkeit und genossen die wunderbare Sonne und Meeresbrise. In solchen Momenten sollte die Zeit einfach stillstehen.

Die letzte Woche in der Toskana

Da es uns in dieser Gegend so gut gefiel, blieben wir gleich zwei Nächte auf dem nahe gelegenen »Agricamping Ioniti«, welcher nur wenige hundert Meter von Carbonifera entfernt war. Wir hatten Glück noch einen lauschigen Platz zu ergattern, da der Campingplatz wohl äußerst beliebt war – ganz besonders für Hundebesitzer, denn davon gab es dort erfreulicherweise jede Menge. Teddy fand es an der Küste bisher am schönsten, also fackelten wir nicht lange und ließen unseren Urlaub hier am Meer in Ruhe ausklingen. An Besichtigungen mangelte es dennoch keineswegs.

In den letzten Apriltagen besuchten wir beispielsweise das frei zugängliche, knapp 500 Hektar große Naturschutzgebiet namens »Riserva Naturale Tomboli di Cenina«. Hier gibt es neben einem fast menschenleeren Strand einige Fahrrad- sowie Wanderwege unter Pinienbäumen – genannt Parco Dei Pini – und eine Vielzahl von Picknickplätzen. Außerdem verliebten wir uns in die atmosphärische Gemeinde Rosignano Marittimo, welche vom Parco Dei Pini innerhalb von 30 Fahrminuten über die Via per Rosignano erreicht werden kann. Wie in fast allen toskanischen Gemeinden finden sich auch hier diverse Ateliers und Ausstellungsräume von lokalen Künstlern und natürlich etliche Cafeterias und Lokale, in denen man sehr lecker speisen kann.

Tipp: Genießen Sie Fritto Calamari, Cozze e Vongole, Tagliere di Mare oder andere frische Meeresfrüchte in der »Pescheria Sassetti«! Keine 15 Minuten weit vom Gemeindekern entfernt fanden wir einen urigen, unter Palmen und Pinienbäumen residierenden Campingplatz namens »Il Fortullino«, der keine 500 Meter vom Meer entfernt war. Dieser Ort stellte sich als perfekter Ausklang unserer Toskanareise heraus, da wir hier gegen Ende April nahezu alleine waren, Teddy sogar ohne Leine herumtollen durfte und wir »la bella Vita« noch ein letztes Mal voll und ganz auskosten konnten. Ganz ehrlich: Es hätte für uns drei keinen besseren Toskana-Abschluss geben können.

Fazit

Für uns war die Toskana definitiv genau das richtige Reiseziel, um innerhalb weniger Wochen sowohl Sightseeing als auch Entspannung und Abenteuer mit unserem Hund unter einen Hut zu bringen. Ich würde sagen, es war ein Urlaub für alle Sinne – für uns, aber auch ganz besonders für Teddy. 🐾

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