Camping und Hund, das passt perfekt zusammen. Aber haben Sie sich schon einmal überlegt, ob Ihr Hund das Reisen im Campingfahrzeug, die fremde Umgebung und die neuen Eindrücke auch so liebt, wie Sie? Hat er eine Wahl? Die beiden Hundelehrer Maria und Torsten Kurz haben sich Gedanken darüber gemacht, was man vor einem Campingurlaub mit Hund alles überlegen sollte und wie die Reise möglichst hundefreundlich gestaltet werden kann.
Campingurlaub ist besonders für Hundehalter eine schöne Alternative zu Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen. Sind doch unsere Vierbeiner nun mal nicht überall erlaubt und/oder erwünscht. Als Camper ist man in der Beziehung frei, kann seinen Hund nahezu überall mit hinnehmen und selbst die Entscheidung treffen, ob man an dem gewählten Urlaubsort bleibt oder weiterfährt. Klare Vorteile für den Urlaub mit Hund. Und dennoch gibt es vieles zu beachten, damit die Reise für alle Beteiligten erholsam und entspannt gestaltet werden kann.
So sollte bereits im Vorfeld herausgefunden werden, ob generell eine Urlaubsreise mit Hund überhaupt infrage komme, meinen Maria und Torsten Kurz. Die beiden Hundelehrer aus der Nähe von Bautzen wissen aus ihren Berufserfahrungen heraus, wie wichtig die Planung und Vorbereitung ist. Denn nicht jeder Hund eigne sich für Urlaubsreisen. »Viele Menschen wünschen sich einen Urlaub mit ihrem Hund. Aber realistisch betrachtet heißt das auch, dass ein neues Territorium für das Tier auch neue Gerüche und Geräusche bedeutet. Nicht zu unterschätzen sind auch klimatische Veränderungen. All das kann, muss aber nicht für Tiere in Stress ausarten«, erklärt Torsten Kurz. Zählen Hunde doch naturgemäß zu Gewohnheitsstieren, die in der Regel klare Strukturen und alltägliche Abläufe im vertrauten Umfeld mögen.
Ob eine Urlaubsreise für den Hund von Vorteil oder es sogar eher kontraproduktiv sei, hänge individuell von mehreren Faktoren ab. Dabei sei wichtig zu wissen, ob es sich eher um ein Tier mit sicherem oder unsicherem Verhalten handelt und wie es um die Beziehungs- und Bindungsqualität zwischen Mensch und Hund bestellt sei. Auch der Gesundheitszustand, das Alter und eventuelle Auffälligkeiten seien zu berücksichtigen. So sei generell eine Urlaubsreise für einen Welpen, der gerade erst in sein neues Zuhause eingezogen ist, nicht vorteilhaft für dessen weitere Entwicklung. Und für einen Seniorhund könne eine gravierende Ortsveränderung auch extreme Unsicherheiten im Verhalten mit sich bringen.
Nicht jeder Hund liebt Urlaub im Camping-Fahrzeug
Torsten und Maria Kurz nennen dafür einige Beispiele: Bei Hunden die Probleme mit Begegnungen von Artgenossen haben oder bei Hunden, die sehr territorial veranlagt sind, sollte man sich vorher überlegen, ob sich solch ein Hund in einem neuen Territorium wohlfühlt oder sich am Hundestrand überhaupt entspannen kann. Oder das Beispiel eines Herdenschutzhundes mit enorm viel Fell, der zu Hause nur auf den Hof aufpasst. Ein gravierender Ortswechsel beispielsweise an den Ostseestrand, an dem sich viele Menschen aufhalten, ist in der Regel nicht entspannend für Hund und damit auch nicht für dessen Besitzer. Wenn das Tier nämlich sehr viel territorial verteidigendes Verhalten zeigt, wird der Hund es nicht lustig finden, mit seinem Menschen auf engstem Raum leben und permanent »Eindringlinge« in »sein« Territorium dulden zu müssen. Oder das Thema Angsthund: Was soll solch ein Tier auf Urlaubsreisen lernen, wenn es permanent mit Reizen oder Orten konfrontiert wird, die es im Normalfall eigentlich meiden würde.
Deshalb sei auch die Wahl der jeweiligen Reisegebiete sehr wichtig. »Ich würde mir gut überlegen, ob ich mit meinem Hund beispielsweise unbedingt in den Süden Europas fahren muss. Da sind die klimatischen Bedingungen oft um einiges anstrengender als in Deutschland und Hunde können sich im Ausland auch mit Mittelmeerkrankheiten wie Leishmaniose anstecken, die hier in Deutschland noch nicht so weit verbreitet sind«, erklärt Maria Kurz. Der Schwarzwald beispielsweise zähle als Hochgebiet für Zecken und bedarf besonderer Prophylaxe und Vorsichtsmaßnahmen. Zudem sei das Klettern in den Alpen auch nicht für jeden Hund geeignet und Angsthunde wollen nicht unbedingt in die Großstadt oder an den Strand, wo pulsierendes Leben herrsche. »Bedenken würden wir auch, dass ein Hund eventuell nicht ins Wasser geht und eine Aufsichtsperson gebraucht wird, wenn Mensch baden gehen möchte. Urlauber, die Städtereisen lieben, aber auf dem Campingplatz nächtigen, sollten auch überlegen, ob sie ihren Hund im Wohnmobil allein lassen können. Zum einen wegen der Sommerhitze oder wenn das Tier nicht allein bleiben kann. Auch Sehenswürdigkeiten sind für viele Hunde tabu. Deshalb empfehlen wir: Augen auf bei der Wahl des Urlaubsortes.«
Nach der intensiven Planungs- und Vorbereitungsphase kann die Campingurlaubsreise bald starten. Eine angelegte Liste für das Hundereisegepäck macht sich dabei sehr gut, um nichts zu vergessen. So brauche es Grundequipment wie Liegedecken, Box, Napf, Spielzeug, Leinen, Futter, Zeckenmittel, Zeckenzange, Bürste, Notfallmittel für eventuellen Durchfall (wie z.B. Sobamin und Kohlepulver), Sauerkraut für den Fall, dass der Hund mal etwas Unpassendes verschluckt hat. Das Kraut sorgt im besten Fall für eine natürliche Darmentleerung samt Fremdkörpern wie kleine, ungefährliche Steinchen zum Beispiel. »Wenn man sich unsicher ist, sollte man besser schnellstmöglich einen Tierarzt aufsuchen«, raten die beiden Hundelehrer. Nicht zu vergessen sei zudem der Impfpass, sowie Papiere und Unterlagen für den Hund.
Es kann losgehen
In den Fahrpausen zum Urlaubsziel mache es Sinn, kleine Spaziergänge und/oder eine kurze Spiel-/Beschäftigungseinheit einzulegen, Wasser zur Verfügung zu stellen und Hunden, die während der Fahrten nicht zum Erbrechen neigen, zu füttern. »Hunde sollten allerdings vor dem Urlaub das Autofahren gelernt haben. Das braucht in der Regel, ganz individuell, genügend Vorbereitungszeit«, so Maria Kurz. Im Urlaubsgebiet angekommen soll die bevorstehende Zeit für Mensch und Hund möglichst entspannend sein. Klar durchgesetzte Regeln und Grenzen, die der Hund auch von zu Hause kennt, schaffen auch auf unbekanntem Territorium einen sicheren Rahmen. Sprich – der Mensch übernimmt die Führung und Kontrolle, damit sich der Hund gut aufgehoben fühlen kann. Dann bringen auch angebotene Beschäftigungen Spaß und Freude. »Der Hund kann sich dabei sein Futter gern über Spiel und Spannung »erarbeiten«. Dies gibt dem Hund Sicherheit, denn er versteht, dass Mensch in solchen Gebieten auch sehr souverän agiert. Natürlich sollte auch das Lieblingsspielzeug des Hundes im Reisegepäck nicht fehlen. Apportieren, Suchen und Fährtenarbeit sind Möglichkeiten, um Hunde sinnvoll beschäftigen zu können. Auch das Trailen, also die Erkennung von Individualgerüchen, zählt zu den artgerechten Auslastungsformen«, erklärt Torsten Kurz. Was aber, wenn der Hund in der fremden Umgebung einfach nicht zur Ruhe kommt? Dann gelte es kurz zu analysieren, warum er sich unwohl fühlen könnte. Dabei helfen Antworten auf die Fragen: Stimmt der Liegeplatz, gibt es viele Hunde im Umfeld oder spezielle Geräusche, die der Hund noch nicht kennt? Kennt der Hund es eigentlich, auf so engem Raum mit mir zusammen zu leben und hat mein Hund genügend Möglichkeiten, sich zurückzuziehen? Stimmt das Futter? Denn schwere Kost belaste den Organismus zusätzlich zum Reisestress. »Dann muss ich überlegen, ob ich an den Dingen etwas zugunsten meines Hundes verändern kann und dies muss ich dann auch machen. Wenn es gar nicht anders geht, muss der Urlaubsort notfalls verlegt oder mit der Reise nach Hause abgebrochen werden«, so Maria Kurz. 🐾
Ein Tipp vom Hundelehrer Torsten Kurz
Zum Schluss noch ein ganz wichtiger Tipp von den Hundelehrern: Viele Hundehalter machen sich Gedanken, wo sie hinfahren, was sie für den Hund mitnehmen und was sie unternehmen können. Selten denke ein Halter darüber nach, dass der Hund auch erkranken kann. In der Notsituation den nächsten Tierarzt zu finden, ist dann oft mit wertvollem Zeitaufwand verbunden, der Leben kosten kann. Zudem könne es auch Unfälle geben. Bei der so gefürchteten Magendrehung, die sehr schnelles Handeln erfordert, kann oftmals nur eine Tierklinik weiterhelfen. Also vor Reiseantritt auch mal googeln, wo die nächste Tierklinik am Urlaubsort ist, rät Torsten Kurz, der abschließend noch eine Botschaft für Hundebesitzer hat: »Hunde begleiten ihre Menschen oft treu überall mit hin. Die Menschen glauben, dass es ihrem Hund dabei gut geht. Aber welche Wahl hat ein Hund denn eigentlich? Oft keine, denn er muss ja mitkommen. Wir würden uns freuen, wenn Hundehalter vor Reiseantritt über den Urlaub und die Konsequenzen für Ihren Hund genauer nachdenken. Menschen sollten sich einen Urlaubsort suchen, der dem Hund guttut und auch dem Menschen Erholung bietet. Da kann ein Verhaltensberater im Vorfeld helfend und beratend unterstützen, damit Urlaubsreisen, ob nun mit oder ohne Camping, für Mensch und Hund erholsam und entspannend werden.«
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